Design, Typografie, Philosophie – alles neu bei Skoda
Wertig und windschnittig: die Studie Skoda Vision.
© Quelle: Daniel Killy/RND
Prag. „Next Level – Skoda Strategy 2030“ heißt der große neue Plan im vollmundigen Marketingsprech. Und das Traditionsunternehmen aus Mladá Boleslav ändert wirklich eine Menge. Mit Klaus Zellmer, der in der Prager O₂-Arena seinen ersten Auftritt vor großem Publikum hatte, hat das zunächst einmal nicht so viel zu tun, wurde doch an den Änderungen seit etwa zwei Jahren gearbeitet.
Die Designstudie Vision 7S bei ihrer Weltpremiere.
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Doch der neue Chef, seit 1. Juli Nachfolger des neuen VW-Markenchefs Thomas Schäfer, lebt seine neue Marke schon. „Skodianer sind die geborenen Entdecker“, schleudert Zellmer den 450 Gästen aus aller Welt selbstbewusst entgegen. Man wolle deshalb als Marke künftig auf Märkten und zulasten von Marken außerhalb des VW-Konzerns wachsen – „und nicht die Schwestern und Brüder von VW kannibalisieren“, so der sichtlich enthusiastische CEO. All das soll natürlich nachhaltig und ressourcenschonend geschehen.
Um den Wandel mit neuem Logo, Design und Ausrichtung auch fahrzeugtechnisch zu orchestrieren, sollen nach Aussage von Zellmer bis 2026 drei neue vollelektrische Fahrzeuge auf den Markt kommen: ein Kleinwagen, ein Kompakt-SUV und ein Siebensitzer – weitere würden dann zeitnah folgen. Bis 2030 möchte Skoda seinen Anteil an E-Autos bei den Verkäufen auf 70 Prozent steigern. Dafür, so Klaus Zellmer, sollen innerhalb der kommenden fünf Jahre 5,6 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung der E-Mobilität und zusätzliche 700 Millionen Euro für die Digitalisierung investiert werden.
Neues Logo: Das tschechische Lautungszeichen Hatschek ist ins neue Schriftbild integriert.
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Zwei symbolträchtige Zeugen dieses Wandels brachte Zellmer bei seiner Prager Zukunftsgala gleich mit. Das neue Logo, genauer gesagt, die neue Wortmarke – und den Siebensitzer, beziehungsweise die Studie Vision 7S. Beim neuen Schriftzug fällt zunächst auf, dass etwas fehlt, beinahe zumindest. Das Lautungszeichen Hatschek (tschechisch für Häkchen) auf dem großen S, das aus Skoda „Schkoda“ macht, ist auf wundersame Weise in die neue Typografie integriert.
Die Uridee dazu hatte Martin Jahn, Skoda-Vorstand für Marketing und Vertrieb, wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagt. „Ich beanspruche die Idee für mich“, so Jahn. „Aber die Umsetzung und der Erfolg, die haben natürlich verschiedene Väter und Mütter. Uns war klar, dass wir etwas Neues, Internationaleres für das Hatschek finden mussten – gleichzeitig stand es aber niemals zur Disposition.“
Mehr als 100 Vorschläge für den neuen Schriftzug
Mehr als 100 Vorschläge wurden eingereicht. Das Rennen machte schließlich eine Lösung aus dem hauseigenen Designteam. Und so bleibt die Tradition (und richtige tschechische Rechtschreibung) auch in der neuen Wortmarke gewahrt.
„Das neue Hatschek ist typisch Skoda“, sagt Jahn. „Es ist clever und einmalig, so wie unser Regenschirm im Fußraum.“ Was aus dem alten Logo mit dem geflügelten Pfeil wird, ist noch unklar. Es wurde ebenfalls überarbeitet – und soll bei den Fahrzeugen künftig weniger eingesetzt werden. CEO Zellmer sprach vom Lenkrad, andere deuteten auf die Felgen.
Nach und nach soll das neue Logo jetzt eingeführt werden – bis es auf Autos auftaucht, wird es aber wohl 2024 werden, so Martin Jahn.
Škoda-CEO Klaus Zellmer präsentiert das neue Logo.
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Doch damit zum eigentlichen Star des Abends, dem Vision 7S. Ein elegantes Schiff segelte da in die Halle, eine Studie – gewiss. Aber wie CEO Zellmer betonte, die folgerichtige Weiterentwicklung der Marke.
Elegante, schmale Leuchtschlitze vorn und hinten – sowie ein Innenraum, bei dem vieles schon auf autonomes Fahren deutet. Im Mittelpunkt des Wagens, kleiner Verweis der Designer auf das Publikum von morgen, steht – direkt hinter Front- und Beifahrersitz – ein Kindersitz zum Heraustragen.
All das sieht höchst innovativ aus, höchst edel (senkrecht stehende versenkte Türgriffe, die nach Touch berechtigter Personen mittels grüner Dialogleuchte den Eintritt signalisieren und gewähren). Aber all das sieht auch sehr hochwertig aus.
Zentrum des Innenraums: der herausnehmbare Babysitz.
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Der Vision 7S erinnert unvermittelt an den neuen Range Rover. Gewiss ist das keine Beleidigung für die Skoda-Entwickler. Wie viel Prozent vom 7S wohl 2026 im Siebensitzer wiederzufinden sind? Zellmer schaltet da ganz professionell von Euphorie auf Pragmatismus und sagt: „Das weiß ich nicht.“ Andere aus dem Umfeld des Chefs raunen aber, Skoda baue immer sehr seriennahe Fahrzeuge.
Wenn dem so sein sollte, dann kommt viel Spannendes aus Tschechien auf uns zugerollt die kommenden Jahre.