Kosten steigen teils auf knapp 30 Euro pro Account

Für Trittbrettfahrer läuft die Uhr ab: Wie prüft Netflix künftig Account-Sharing?

Er  schaut Netflix – aber zahlt er auch dafür? Künftig wird ihm nichts anderes übrig bleiben.

Er schaut Netflix – aber zahlt er auch dafür? Künftig wird ihm nichts anderes übrig bleiben.

Scherzhaft werden sie „Parasiten“ genannt: Menschen, die Netflix über einen Account nutzen, für den sie nicht zahlen. Auch Jahre nach dem Auszug aus dem Elternhaus sind unzählige Menschen im Konto von Mama und Papa geblieben, schauen bis heute kostenlos exklusive Hitserien wie „Stranger Things“, „Bridgerton“ und „Wednesday“.

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Für sie, aber auch für Freundinnen und Freunde, die sich die Kosten gemeinschaftlich geteilt haben, wird es nun ernst: Netflix will künftig mehr Geld für jedes zusätzliche Mitglied aus einem anderen Haushalt verlangen. Was Sie jetzt wissen müssen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Warum macht Netflix das überhaupt?

Dem Streamingdienst war schon immer bewusst, dass etliche seiner Kundinnen und Kunden sich einen Account teilen. Lange Zeit hatte er auch kein Problem damit, ganz im Gegenteil. „Liebe ist, sich ein Passwort zu teilen“, tweetete das Unternehmen 2017 – zu einer Zeit, in der sich Netflix noch in einem ungebremsten Höhenflug befand. Doch alles änderte sich, als Netflix im vergangenen Jahr erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt Kundinnen und Kunden verlor und einen beachtlichen Börsenabsturz um 24 Prozent einstecken musste.

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Im ersten Quartal 2022 verlor Netflix 200.000 Kundinnen und Kunden weltweit, während die Konkurrenz um Disney+ mehr Menschen für sich gewann. Ein Jahr später hat sich die Lage wieder etwas geändert, die Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern wächst und liegt bei 232,5 Millionen. Aber das Wachstum ist lange nicht auf dem Niveau, das Netflix mehr als ein Jahrzehnt lang gewohnt war.

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Ein Teil der Problems, so stellte es Netflix vor gut einem Jahr fest, war die hohe Anzahl an Haushalten, die den Streamingdienst nutzen, aber nicht dafür zahlen. Das Unternehmen geht weltweit von 100 Millionen Haushalten aus, auf die das zutrifft. „Sie lieben den Dienst“, sagte Netflix-Co‑Chef Greg Peters in einem Interview auf Youtube, „wir müssen nur in gewissem Maße dafür bezahlt werden.“ Die lockere Haltung des Unternehmens zum Account-Sharing ist seitdem vorbei: Es will kein Auge mehr bei Accounts zudrücken, die sich mehrere Menschen aus mehreren Haushalten teilen.

Ist Account-Sharing bei Netflix denn nicht erlaubt?

Ja und nein. Grundsätzlich dürfen sich Kundinnen und Kunden ein Konto teilen – aber nur dann, wenn alle Mitglieder in demselben Haushalt leben. Wenn sie aber in unterschiedlichen Haushalten leben, verstoßen sie gegen den Nutzungsvertrag. Dann ist das Account-Sharing also illegal. Theoretisch kann Netflix in diesem Fall den betroffenen Kundinnen und Kunden komplett von der Nutzung ausschließen und Schadensersatz fordern. Derartige Strafen sind aber äußert unwahrscheinlich – schließlich könnte das Unternehmen damit viele Nutzerinnen und Nutzer vergraulen. Netflix geht daher anders gegen sie vor und bittet Kontobesitzerinnen und ‑Besitzer bald für jedes Zusatzmitglied zur Kasse.

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Was passiert dann mit meinem Konto – und wie hoch sind die Kosten für Zusatzmitglieder?

Bei dem Standardabo, das für 12,99 Euro im Monat erhältlich ist, gibt es die Möglichkeit, ein Zusatzmitglied hinzuzufügen – beim Premiumabo mit monatlichen Kosten von 17,99 Euro dürfen zwei Menschen aus unterschiedlichen Haushalten im Konto bleiben. Das heißt: Wer sich letzteres Abo zuvor mit drei weiteren Menschen aus anderen Haushalten geteilt hat, so wie es viele getan haben, muss ein Mitglied rauswerfen und für die anderen beiden bald bezahlen.

Jedes Zusatzmitglied kostet monatlich 4,99 Euro, was die Gesamtkosten für Accounts spürbar in die Höhe treibt. Ein Rechenbeispiel: Wer sich zuvor den Premiumaccount mit drei weiteren Freundinnen und Freunden teilte und die Kosten viertelte, zahlte rund 4,50 Euro. Wer sich die Kosten für ein Premiumkonto künftig mit zwei Zusatzmitgliedern teilt, zahlt künftig etwa 9,30 Euro. Dann könnte es sich für die einzelnen Kundinnen und Kunden lohnen, lieber ein Standardabo mit Werbung zu wählen, das 4,99 Euro kostet – oder ein Basisabo ohne Werbung für 7,99 Euro. Dann müssen sie allerdings auf die bessere Bild- und Tonqualität verzichten, die das Premiumabo bietet. Einen Überblick über die verschiedenen Abomodelle finden Sie hier.

Wie will Netflix aber prüfen, wer aus welchem Haushalt mitschaut?

Über die IP‑Adresse. Wenn Mitglieder zum Beispiel Netflix primär über einen Smart‑TV schauen, merkt sich der Dienst die entsprechende Internetverbindung. Dann werden alle Geräte, die über eine diese Verbindung streamen, automatisch einem Haushalt zugeordnet, wie Netflix mitteilte. Diese Geräte gelten dann als Teil vom offiziellen Netflix-Haushalt, über den Kundinnen und Kunden problemlos alle Filme und Serien über ihren Account sehen können. Für IP‑Adressen, die davon abweichen, will Netflix Geld für Zusatzmitglieder, also weitere Haushalte verlangen.

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Netflix hat die ersten Kundinnen und Kunden in Deutschland bereits dazu aufgefordert, ihren Haushalt zu bestätigen. Kontobesitzerinnen und ‑Besitzer können über die Einstellungen aber auch manuell einen Netflix-Haushalt bestätigen oder aktualisieren. Wenn sie das nicht tun, legt Netflix anhand IP‑Adresse, der Geräte‑IDs sowie der Kontoaktivitäten automatisch einen Haushalt für den Account fest.

Aber was wird dann aus Kundinnen und Kunden aus einem Haushalt, die Netflix unterwegs auf dem Handy, Tablet oder Laptop schauen möchten – und nicht mit der IP‑Adresse im Haushalt verbunden sind?

Laut Netflix können sie problemlos weiterhin auf den Streamingdienst zugreifen. Ob und wie der Dienst dann überprüft, dass es sich um eine Bewohnerin oder einem Bewohner im Netflix-Haushalt handelt, ist noch unklar.

ARCHIV - 17.12.2016, Berlin: ILLUSTRATION - Das Logo des Video-Streamingdienstes Netflix ist auf dem Display eines Laptops zu sehen. Am 29.08.2022 feiert der Streaming-Anbieter seinen 25. Geburtstag. (zu dpa: «25 Jahre Netflix: Der Streaming-König schwächelt») Foto: Alexander Heinl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Gibt es Wege, die Kosten für Zusatzmitglieder zu umgehen?

Zunächst einmal sollte allen Menschen, die sich einen Account teilen, bewusst sein: Sie verstoßen damit gegen den Nutzungsvertrag. Netflix hat das lediglich bisher toleriert, aber erlaubt war und ist es nicht.

Netflix könnte künftig also auch gegen Kundinnen oder Kunden vorgehen, die sich nicht an die Nutzungsbedingungen halten. Der Sportstreamingdienst DAZN loggte in der Vergangenheit beispielsweise schon viele Kundinnen und Kunden aus ihren Konten aus, wenn der Verdacht bestand, dass sie ihren Account mit anderen Menschen aus anderen Haushalten teilten. Sie mussten dann ihr Passwort zurücksetzen und wurden per Mail daran erinnert, dass das Teilen von Konten nicht erlaubt ist. Um Konsequenzen zu vermeiden, wird es künftig wohl auch bei Netflix nötig sein, sich strikt an die Nutzungsbedingungen zu halten.

Darüber hinaus ist es noch unklar, inwiefern sich die Einschränkungen wirklich umgehen lassen können. Denkbar wäre zumindest, dass mehrere Mitglieder über eine identische virtuelle IP‑Adresse Geräte in mehreren Haushalten zu einem einzigen Netflix-Haushalt hinzufügen. Eine virtuelle IP‑Adresse lässt sich über ein VPN, also ein virtuelles privates Netzwerk, einrichten. Ob das aber auch funktionieren wird, ist fraglich – denn es gibt Wege für Unternehmen, VPNs zu identifizieren.

Ich teile mir einen Account mit Freunden aus anderen Haushalten. Wie lange bleibt uns noch?

Fakt ist: Netflix hat Nutzerinnen und Nutzern am Dienstag in Deutschland und beispielsweise auch in den USA offiziell mitgeteilt, gegen Account-Sharing vorgehen zu wollen und für Zusatzmitglieder Geld zu verlangen. Viele Menschen haben bereits eine Mail mit Informationen zum Vorgehen erhalten. Bislang scheint es in Deutschland aber noch möglich zu sein, den Account weiterhin mit anderen Menschen aus anderen Haushalten zu teilen, ohne von Netflix dazu aufgefordert zu werden, für Zusatzmitglieder zu zahlen. Doch wie lange das noch so bleibt, ist unklar. Nutzerinnen und Nutzer, die über einen fremden Account streamen, sollen aber zunächst gewarnt werden, bevor ihr Zugang gesperrt wird.

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Ich muss ein neues Konto eröffnen, möchte aber mein Profil behalten. Geht das?

Ja, Profiltransfers sind möglich. Dabei werden die wichtigsten Informationen in das neue Konto kopiert: Empfehlungen, gespeicherte Titel, Ihr Fortschritt bei allen Serien und Filmen. Bevor Sie damit loslegen, sollten Sie aber einige Dinge beachten:

  • Richten Sie Ihr neues Konto erst dann ein, wenn Sie den Profiltransfer durchführen. Denn Profile lassen sich nicht in ein bestehendes Konto kopieren.
  • Wenn Sie ein Profil mit Pin-Schutz übertragen möchten, müssen Sie den Pin erst im „alten“ Konto aufheben. Erst dann lässt sich das Profil kopieren.
  • Gegebenenfalls müssen Sie Profiltransfers erst aktivieren. Das geht über den Browser in der Konto-Seite. Dort scrollen Sie runter zum Bereich „Einstellungen“ und wählen dann die Option „Profiltransfers aktivieren“.

Wenn Sie alle Vorbereitungen getroffen haben, müssen Sie sich im Browser bei Netflix anmelden und dabei das Profil auswählen, das sie übertragen möchten. Danach müssen Sie oben rechts auf das Profil klicken, um sich Optionen anzeigen zu lassen. Dort wählen Sie „Profiltransfer durchführen“ aus. Anschließend werden Sie darum gebeten, neue Login-Daten für ein neues Kontos einzugeben. Dann wird das Profil automatisch in den neuen Account übertragen.

Verliert Netflix durch das Vorgehen gegen Account-Sharing nicht noch mehr Kunden?

Tatsächlich rechnet Netflix sogar damit, dass die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer mit dem Vorgehen zunächst sinken wird. Berichten zufolge verlor der Streamingdienst beispielsweise in Spanien gut eine Millionen Nutzerinnen und Nutzer, nachdem Netflix dort die Einschränkungen beim Account-Sharing testete. Doch das Vorgehen könnte sich für Netflix trotzdem lohnen. Der Dienst betonte jüngst, dass seitdem in Kanada mehr Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich für Netflix zahlen – und die Einnahmen sich folglich erhöhten.

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Ob das aber auch für den so wichtigen US‑Markt oder auch Deutschland gelten wird, ist unklar. Die Netflix-Aktie schloss jedenfalls nach der Ankündigung am Dienstag mit einem Minus von gut 2 Prozent.


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