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Whatsapp-Alternative Signal: Wie gut ist der App-Messenger?
Signal: Wie gut ist die Whatsapp-Alternative?
- Der Messenger Signal ist derzeit die am häufigsten runtergeladene App im Google Play Store.
- Der Grund: Millionen Nutzer suchen nach einer Whatsapp-Alternative, nachdem die Facebook-Tochter neue Datenschutzrichtlinien veröffentlicht hat.
- Und tatsächlich sprechen viele Argumente für den Messenger, der komplett aus Spenden finanziert wird.
Nach der Verwirrung um eine neue Datenschutzrichtlinie beim Messenger Whatsapp interessieren sich immer mehr Nutzer für den alternativen Dienst Signal. Die Messenger-App wurde in den vergangenen Tagen millionenfach heruntergeladen. Die Hoffnung der Nutzer ist, dass ihre Daten bei Signal sicherer sind. Doch ist das auch so?
Whatsapp ist der Marktführer
Whatsapp ist weltweit der Marktführer unter den Messengern. Mehr als zwei Milliarden Menschen haben die App auf ihrem Smartphone installiert, gefolgt vom Facebook-Messenger mit 1,3 Milliarden Nutzern und dem chinesischen Dienst Wechat mit 1,1 Milliarden Nutzern. Die enorme Verbreitung ist auch das beste Argument für Whatsapp: Nutzer können sich sicher sein, hier die meisten Kontakte zu finden.
2014 wurde Whatsapp vom US-Tech-Imperium Facebook gekauft. Seitdem ist die Sorge vieler Nutzer groß, dass der Konzern ihre Daten sammeln und sie zum Beispiel zu Werbezwecken verwenden könnte – denn genau das ist das Geschäftsmodell von Facebook. Allerdings erklärte der Konzern jüngst, dass es Whatsapp in Europa auch mit der neuen Datenschutzrichtlinie nicht möglich ist, Inhalte mit Facebook zu teilen. Genau das war die Sorge vieler Datenschützer.
Außerhalb der EU gelten allerdings andere Bestimmungen. Dort ist es Whatsapp durchaus erlaubt, Nutzerdaten an den Mutterkonzern weiterzugeben. Das ist aber bereits seit dem Jahr 2016 so.
Whatsapp verlängert Frist bis Mitte Mai
Wegen der Verwirrung um die neue Datenschutzrichtlinie wurde die Einführung erst mal wieder verschoben. Ursprünglich hätten Nutzer bis zum 8. Februar zustimmen müssen, um Whatsapp weiter nutzen zu können. Nun gibt es eine Frist bis zum 15. Mai. Whatsapp wolle die Zeit nutzen, um falsche Informationen und Missverständnisse rund um das Update auszuräumen, heißt es. Für Europa ginge es bei den Änderungen hauptsächlich um einen besseren Nachrichtenaustausch mit Unternehmen.
Whatsapp kennt Standortdaten
Aber wie sicher ist Whatsapp denn wirklich? Das Gute: Der Messenger verschlüsselt alle Nachrichten so, dass nur Sender und Empfänger sie lesen können. Das ist die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Außerdem sind die Chats ausschließlich auf dem Smartphone gespeichert und nicht auf Servern des Betreibers.
Nichtsdestotrotz sammelt Whatsapp zahlreiche Nutzerdaten wie die Telefonnummer, den Anzeigenamen, den Geburtstag und das Profilbild. Außerdem betreibt der Messenger sogenanntes Profiling: Er kennt Sender und Empfänger sowie Ort und Zeitpunkt einer Nachricht. Allein mit diesen Infos ergibt sich ein umfangreiches Bild über den Nutzer.
Europäische Kommission empfiehlt Signal
Die derzeit meistgelobte Alternative zu Whatsapp ist Signal. Allein die Tatsache, dass der Whatsapp-Mitgründer Brian Acton, der dem Unternehmen 2017 nach der Übernahme durch Facebook den Rücken kehrte, 2018 insgesamt 50 Millionen US-Dollar in die Entwicklung von Signal investiert hat, um den sicheren Messenger massentauglicher zu machen, überzeugt viele. Im Februar vergangenen Jahres empfahl zudem die Europäische Union ihren Mitarbeitern, Signal für die Kommunikation zu nutzen.
Whistleblower Edward Snowden schrieb kürzlich bei Twitter über den Messenger: „Warum wir Signal vertrauen sollten? Ich benutze es jeden Tag und bin noch nicht tot.“
Auch Tesla-Chef Elon Musk hat schon oft für den Messengerdienst geworben. Auf Twitter forderte er seine Follower kürzlich auf: „Use Signal“ („Verwendet Signal“). Danach brachen die Signal-Server für die Anmeldung neuer Kunden immer wieder unter dem Ansturm zusammen. Mittlerweile wurde Signal im Google Play Store mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen.
Auch bei Signal sind die Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt, sodass nur Sender und Empfänger sie lesen können. Außerdem werden Nachrichten, Fotos und andere Dateien lokal auf dem Smartphone und nicht auf Servern gespeichert.
Signal finanziert sich ausschließlich aus Spenden
Außerdem handelt es sich um eine Open-Source-Software, das heißt, der sogenannte Quellcode ist öffentlich. So haben Externe jederzeit die Möglichkeit zu überprüfen, was hinter den Kulissen von Signal geschieht. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum sowie eine Forschergruppe der University of Oxford, der Queensland University of Technology und der kanadischen McMaster University haben die App bereits untersucht und sie für sicher befunden.
Signal ist kostenlos. Die Infrastruktur wird von einer gemeinnützigen Stiftung betrieben, die sich aus Spenden finanziert. Da kein Unternehmen beteiligt ist, das auf Gewinn ausgerichtet wäre, besteht bei Signal auch kein finanzielles Interesse an den Daten der Anwender.
20 Stunden technische Probleme
Signal funktioniert ähnlich wie Whatsapp. Vielfach kritisiert wurde allerdings, dass die App nach dem Nutzerandrang der vergangenen Tage häufig zusammengebrochen ist und stundenlang keine Nachrichten verschickt wurden. So schreibt ein Nutzer in den Bewertungen im Google Play Store: „Die App hat seit gut fast 20 Stunden technische Probleme. Man kann nichts senden/empfangen. Das ist ein No-Go.“ Andere Nutzer bemängeln, dass man bei Signal keine Statusmeldungen erstellen kann, wie es bei Whatsapp möglich ist.
Verschwindende Nachrichten schicken
Es gibt aber bei Signal auch Möglichkeiten, die Whatsapp nicht bietet. So können Nutzer Nachrichten und Bilder verschicken, die nach einmaliger Ansicht automatisch gelöscht werden. Einigen dürfte das von Snapchat bekannt sein. Wer ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis in Sachen Datenschutz hat oder besonders sensible Nachrichten oder Fotos verschicken möchte, der wird gerne auf diese Möglichkeit zurückgreifen.
Threema
Auch die Schweizer Messenger-App Threema gilt als sicher. Die komplette Kommunikation wird Ende-zu-Ende-verschlüsselt übertragen, außerdem ist auch der Quellcode von Threema frei zugänglich. Die Server des Dienstes stehen laut eigenen Angaben ausschließlich in der Schweiz. Somit gilt für Threema das strenge europäische Datenschutzrecht. Die App kostet einmalig 3,99 Euro.
Auch Threema hat von der Verwirrung um die neue Whatsapp-Datenschutzrichtlinie profitiert: Der Messenger befand sich zeitweise in den App-Stores in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz eins der Charts für Bezahl-Apps. Mit Threema können Nutzer alle Funktionen ausführen, die sie von Whatsapp kennen, dazu gehören Sprachnachrichten, Videoanrufe und Gruppenchats.
Telegram
Telegram ist die schlechteste aller Whatsapp-Alternativen. Das Tech-Portal Heise bezeichnete den Messenger nach einer Überprüfung als „Datenschutz-Albtraum“. Die Chats sind nicht automatisch verschlüsselt. Es gibt zwar sogenannte geheime Chats, die vor dem Mitlesen Dritter geschützt sind, diese sind aber so gut versteckt, dass die meisten Telegram-Nutzer sie gar nicht kennen.
Außerdem werden alle Daten und Nachrichten auf zentralen Servern gespeichert, von denen nicht klar ist, wo sie stehen. Nicht einmal der Standort des Unternehmens ist bekannt. Das Entwicklungsteam befindet sich nach eigenen Angaben in Dubai, bei den Gründern handelt es sich um zwei russische Entwickler. Die Plattform gilt als Zufluchtsort für rechtsextreme Verschwörungstheoretiker.
RND