Fast jede zweite Schülerin und Schüler lernt Schulstoff mithilfe von Youtube. Was, wenn vorproduzierte Videos den Unterricht ganz übernehmen? In Kenia hat das die Schulleistungen massiv verbessert. Kann das auch für Deutschland ein Erfolgsmodell sein?
Julius Heinrichs
„Wieso sollte ich anderthalb Stunden lang eine Vorlesung besuchen, die keiner versteht“, sagt mein Bruder am Mittagstisch, „wenn mir auf Youtube jemand denselben Stoff in 20 Minuten erklärt – und ich verstehe alles?“ Mein Bruder studiert Medizin in München. Statistik ist Pflicht. Aber statt die Vorlesung zu besuchen, bereitet er sich mit Youtube auf die Klausur vor. Laut einer Studie aus 2019 im Auftrag des Rats für kulturelle Bildung lernt mittlerweile fast jede zweite Schülerin und Schüler mithilfe von Youtube. Entsprechend ist mein Bruder überzeugt, er hätte sich den gesamten Matheunterricht seiner Schulzeit dank Youtube auch sparen können. Das klingt absurd, könnte aber vielleicht zum Erfolgsmodell für Deutschland werden. Zumindest dann, wenn Youtube nicht das Lehrpersonal, sondern die Unterrichtsgestaltung ersetzt.