Wie Kinder Tiktok, Snapchat und BeReal sicherer nutzen
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Die Kinder vor gefährlichen Inhalten schützen: Die Plattform Tiktok bietet zwar viel Spaß, doch auch andere Inhalte kursieren in der Social-Media-App.
© Quelle: dpa/RND Montage Behrens
Sorgen um den Daten- und Kinderschutz bei den Social-Media-Klassikern Facebook und Instagram sind so alt wie die beiden Plattformen selbst. Schulen, Jugendschutzinitiativen und Eltern sind seit etlichen Jahren bemüht, Kinder und Jugendliche vor den Risiken der Nutzung von Metas sozialen Netzwerken zu warnen: Zum Beispiel Cybermobbing, Belästigung und Datenmissbrauch.
Facebook ist jedoch bei Kindern und Jugendlichen ziemlich out – und auch Instagrams Nutzerschaft altert. Längst treiben sich Kinder und Jugendliche auf anderen Plattform herum: etwa auf der beliebten Videoapp Tiktok, der Fotoapp Snapchat und der „ungefilterten“ Social-Media-Plattform BeReal. Alle drei Apps funktionieren ganz unterschiedlich – und bergen folglich individuelle Risiken für Kinder und Jugendliche.
Jugendschutz bei Tiktok, Snapchat, BeReal
- Cybergrooming passiert dort, wo viele Kinder sind
- Cybergrooming passiert dort, wo viele Kinder sind
- Kinder beim Umgang mit Social Media unterstützen
- Tiktok: Kritik wegen Datenschutz und gefährlichen Inhalten
- Tipps zum Umgang mit Tiktok
- Snapchat: Bilder können per Screenshot von anderen abgespeichert werden
- Tipps zum Umgang mit Snapchat
- BeReal: Zeitlimit kann Kinder unter Druck setzen
- Tipps zum Umgang mit BeReal
Cybergrooming passiert dort, wo viele Kinder sind
Hinsichtlich des Schutzes ihrer Kinder haben Eltern heutzutage ähnliche Sorgen wie andere Mütter und Väter, deren Kinder vor allem Facebook und Instagram nutzten. Gerade weil so viele Kinder und Jugendliche so viel Zeit auf Tiktok, Snapchat und Co. verbringen, wollen sie wissen: Welche Informationen geben sie von sich preis – und mit wem haben sie dort Kontakt?
Auf Plattformen, auf denen sich viele Minderjährige herumtreiben, warnen Expertinnen und Experten etwa vor Cybergrooming: Kriminelle geben sich als Kinder oder Jugendliche aus und versuchen, Treffen mit ihnen zu arrangieren – oft mit sexuellen Absichten. Zudem kann es in sozialen Netzwerken schnell zu Mobbing kommen. „Cybermobbing mit verletzenden Inhalten sind in Chats und Messengern leider weit verbreitet. Dabei kann auch aus anfänglichem Spaß schnell Hass werden“, betont die Initiative Schau hin.
Cybergrooming passiert dort, wo viele Kinder sind
Hinsichtlich des Schutzes ihrer Kinder haben Eltern heutzutage ähnliche Sorgen wie andere Mütter und Väter, deren Kinder vor allem Facebook und Instagram nutzten. Gerade weil so viele Kinder und Jugendliche so viel Zeit auf Tiktok, Snapchat und Co. verbringen, wollen sie wissen: Welche Informationen geben sie von sich preis – und mit wem haben sie dort Kontakt?
Auf Plattformen, auf denen sich viele Minderjährige herumtreiben, warnen Expertinnen und Experten etwa vor Cybergrooming: Kriminelle geben sich als Kinder oder Jugendliche aus und versuchen, Treffen mit ihnen zu arrangieren – oft mit sexuellen Absichten. Zudem kann es in sozialen Netzwerken schnell zu Mobbing kommen. „Cybermobbing mit verletzenden Inhalten sind in Chats und Messengern leider weit verbreitet. Dabei kann auch aus anfänglichem Spaß schnell Hass werden“, betont die Initiative „Schau hin“.
Kinder beim Umgang mit Social Media unterstützen
Eltern möchten ihre Kinder selbstverständlich vor derartigen Gefahren schützen. Auf jeder Plattform gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, den Schutz zu erhöhen. Aber zunächst können Eltern einige grundsätzliche Tipps beherzigen, mit denen sie ihre Kinder grundsätzlich bei einem sicheren Umgang mit Social-Media-Plattformen unterstützen können:
1. Offene Gesprächsatmosphäre schaffen: Zum Beispiel auf Tiktok können Kinder jugendgefährdende und verstörende Inhalte sehen. Sie sind zwar verboten, werden aber mitunter trotzdem hochgeladen. Zudem kann es vorkommen, dass sie auf Social-Media-Plattformen Kontaktanfragen von Fremden bekommen, die ihnen verdächtige Fragen stellen oder sich mit ihnen treffen wollen. Auch deswegen ist es wichtig, dass Eltern Kindern immer die Sicherheit geben, offen und urteilsfrei über das zu sprechen, was sie auf Tiktok und Co. sehen. „Das macht es Ihren Kindern leichter, zu Ihnen zu kommen und über beunruhigende Inhalte in der App zu sprechen“, betont Laura Kankaala, Cybersecurity-Expertin des finnischen IT-Sicherheitsunternehmens F-Secure, in einer Mitteilung.
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© Quelle: RND
2. Kontaktanfragen nur von bekannten Menschen annehmen: Wer Bilder, Videos und andere Inhalte auf einer Social-Media-Plattform postet, teilt sie mit anderen Menschen. Im Idealfall sollten das nur Bekannte sein – also Freundinnen und Freunde oder Familienmitglieder. Je größer die Zahl an Fremden, die zu den Followerinnen und Followern gehören, desto eher verlieren Kinder den Überblick darüber, wer ihre Inhalte sieht. Außerdem ist nie klar, welche Menschen hinter den Accounts stecken.
3. Inhalte vor dem Post überprüfen: Es ist verständlich, dass Kinder auf Plattformen wie Tiktok und Snapchat nicht nur zuschauen, sondern auch mitmachen wollen. Eltern sollten mit ihren Kindern aber klare Regeln vereinbaren, welche Art von Inhalten sie teilen dürfen – und mit wem. Bei den Plattformen lässt sich einstellen, wer Bilder und Videos sehen darf. In jedem Fall sollten Kinder vor allem freizügige oder illegale Inhalte niemals teilen.
Tiktok: Kritik wegen Datenschutz und gefährlichen Inhalten
Vor allem Tiktok wird unter Jugendlichen immer beliebter. 54 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland nutzten laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest 2022 die App, der Anteil dürfte inzwischen weiter gestiegen sein. Viele Eltern sind darüber gar nicht erfreut. Kritikerinnen und Kritiker wie die Schulleiterin und Autorin Silke Müller warnten vor gefährlichen, gewalttätigen Inhalten auf Tiktok, im Vereinigten Königreich musste Tiktok wegen Missachtung des Datenschutzes für Kinder im April 12,7 Millionen Pfund zahlen. Die USA ziehen gar wegen der Vielzahl an gesammelten Daten und Angst vor Spionage ein Verbot der App in Erwägung.
Dass Tiktok viele Daten sammelt, ist keine Neuigkeit – zumal das alle großen Social-Media-Plattformen tun. Anders als etwa Instagram gibt es bei privaten Nachrichten aber keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was bedeutet: Theoretisch könnte Tiktok die privaten Nachrichten mitlesen. Außerdem können Daten im In-App-Browser von Tiktok gespeichert werden, der geöffnet wird, wenn Nutzerinnen und Nutzer auf Links klicken.
Tipps zum Umgang mit Tiktok
Auch deswegen ist es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern über einen guten Umgang mit Plattformen wie Tiktok reden. In der App können zudem einige Einstellungen geändert werden, um den Schutz zu erhöhen. So sind Kinder und Jugendliche die App sicherer auf der App unterwegs:
1. Konto anonymisieren und richtiges Alter einstellen: Die Nutzung der App kann weitgehend anonym erfolgen. Zum Beispiel, indem man bei der Anmeldung nicht die persönliche E-Mail-Adresse zur Anmeldung nutzt. Alternativ können Eltern mit ihren Kindern ein Mailkonto errichten, bei dem der echte Name in der Adresse nicht erwähnt wird. Zudem können sich Nutzerinnen und Nutzer auf Tiktok mit falschem Namen und einem Spitznamen anmelden, der keine Informationen über die Person preisgibt. Nur das Alter sollte dem richtigen Alter des Kindes entsprechen, damit es altersgerechte Videos sieht. Zudem sind je nach Alter gewisse Einstellungen durch Tiktok deaktiviert, um Kinder zu schützen.
2. Konto auf „privat“ stellen: Um anonymer auf der App unterwegs zu sein, können Eltern zusammen mit ihren Kindern einige Einstellungen im Konto ändern. Über „Einstellungen und Privatsphäre“ gelangen sie im Konto auf den Tab „Privatsphäre“. Dort können sie etwa einstellen, dass das Konto von „öffentlich“ auf „privat“ gesetzt wird – dann können nur noch Followerinnen und Follower das Profil und die Videos der Kinder sehen. Bei 13- bis 15-jährigen Nutzenden ist diese Einstellung standardmäßig eingestellt.
3. Nachrichten einschränken: Um unerwünschte Kontaktanfragen von Fremden zu vermeiden, können unter „Privatsphäre“ auch Nachrichten eingeschränkt werden, damit nur Followerinnen und Follower oder auch überhaupt niemand ihnen schreiben kann. Da Nachrichten auf Tiktok nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, können Eltern ihren Kindern sicherheitshalber dazu raten, andere Messenger zum Chatten zu nutzen. Beispielsweise sind Nachrichten auf Whatsapp oder Signal verschlüsselt und nur auf den Geräten der jeweiligen Chatpartner gespeichert. 13- bis 15-jährige Nutzerinnen und Nutzer können auf Tiktok keine Direktnachrichten erhalten.
4. Begleiteten Modus einschalten: Um die Nutzungsdauer von ihren Kindern im Überblick zu halten und zu regulieren, können Eltern bei Tiktok den sogenannten begleiteten Modus aktivieren. Dieser ermöglicht es Eltern, bestimmte Einstellungen für die Nutzung festzulegen – beispielsweise, wie lange Kinder pro Tag auf Tiktok sein dürfen. Hierfür brauchen Eltern einen eigenen Account, den sie mit dem ihres Kindes verbinden.
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Snapchat: Bilder können per Screenshot von anderen abgespeichert werden
Die Foto-App Snapchat zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Fotos gelöscht werden, nachdem Freundinnen und Freunde Followerinnen und Follower sie sich angeschaut haben. Das kann Kindern und Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie auch „riskantere“ Bilder ohne Konsequenzen verschicken können. Allerdings betont Sicherheitsexpertin Laura Kankaala: Menschen, die die Bilder bekommen, können davon Screenshots machen.
Zwar werden Nutzerinnen und Nutzer benachrichtigt, wenn jemand einen Screenshot gemacht hat. „Was aber viele nicht wissen: Die Benachrichtigung kann umgangen werden, wenn der Screenshot mit aktivierter Bildschirmspiegelung oder Bildschirmaufzeichnung aufgenommen wird“, sagt sie. Außerdem könne das Bild auch einfach mit einem anderen Gerät abfotografiert werden. Außerdem warnt Kankaala davor, dass Kinder ihren Standort mit anderen teilen könnten. Das ist vor allem dann problematisch, wenn zu den Freundinnen und Freunde bei Snapchat Unbekannte gehören – denn dann könnten sie womöglich den Wohnort des Kindes herausfinden.
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© Quelle: RND/Amandine Cormier
Tipps zum Umgang mit Snapchat
Auch bei Snapchat können einige Einstellungen und Maßnahmen die Nutzung für Kinder sicherer machen:
1. Konto sicher einrichten: Wie auch bei Tiktok sollte das Konto möglichst mit einem anonymisierten Usernamen eingerichtet werden, der keine privaten Informationen preisgibt. Und auch bei Snapchat sollte das richtige Geburtsdatum des Kindes angegeben sein – denn für unter 18-Jährige ist zum Beispiel eingestellt, dass nur hinzugefügte Freundinnen und Freunde Bilder sehen.
2. Über Risiken des Live-Standorts aufklären: Über die „Snap Map“-Funktion ist es möglich, den genauen Standort für einige Stunden oder auch dauerhaft zu teilen – doch diese Einstellung ist für Kinder und Jugendliche nicht ratsam. Eltern sollten daher ihre Kindern darüber aufklären, den Live-Standort besser mit niemandem zu teilen. Denn viele Kinder fügen auch Fremde zu ihren Freundinnen und Freunden auf Snapchat hinzu. Das können sich auch Täterinnen und Täter mit Missbrauchsabsichten zunutze machen, um sich als Gleichaltrige auszugeben und Kinder dazu zu drängen, ihren Standort mit ihnen zu teilen.
3. Family-Center einstellen: In den Privatsphäreeinstellungen können Sie unter „Datenschutzkontrollen“ das sogenannte Family-Center aufrufen: Hier können Sie unter anderem sehen, mit wem Ihr Kind Kontakt hat. Den Inhalt der Nachrichten können Sie aber nicht sehen – schließlich haben die Kinder ein Recht auf Privatsphäre. Kinder können außerdem sehen, was ihre Eltern von ihnen im Family-Center zu sehen bekommen. Eltern benötigen für diese Funktion einen eigenen Account, mit dem sie ihre Kinder als Freunde hinzufügen. Über das Family-Center können sie dann ihnen eine Einladung schicken, dem Zentrum beizutreten. Wenn Eltern hierbei einen häufigen Kontakt zu einem unbekannten Nutzer feststellen, können sie ihr Kind darauf ansprechen.
BeReal: Zeitlimit kann Kinder unter Druck setzen
BeReal steht für ungefilterte Bilder: Nutzerinnen und Nutzer bekommen an einem zufälligen Zeitpunkt am Tag von der App die Aufforderung, ein Bild mit ihren Freundinnen und Freunden zu teilen – dabei wird sowohl mit der Vorder- als auch mit der Rückkamera ein Bild geknipst. Hierfür haben sie zwei Minuten Zeit, später gepostete Bilder gelten als „late“, also zu spät gepostet. Kankaala sieht darin die Gefahr, dass Kinder unter Druck gesetzt werden: „Sie können aufgrund der Eile bei der Aufnahme ungewollt sensible Informationen preisgeben“, warnt sie. Denn wer schnell ein Bild postet, achtet womöglich nicht so sehr auf ihre Umgebung – oder auf das, was sie oder er gerade trägt.
Tipps zum Umgang mit BeReal
So können Eltern ihre Kinder bei einem sicheren Umgang mit BeReal unterstützen:
1. Bilder sorgfältig überprüfen: Eltern können ihr Kind dazu ermutigen, sich nicht vom Zeitdruck irritieren zu lassen. Sie sollten zum Beispiel niemals freizügige Bilder posten, nur um innerhalb des Zeitlimits zu bleiben. Schließlich bleiben Bilder den ganzen Tag auf BeReal und können somit von allen gesehen werden, mit denen sie geteilt werden. Außerdem sollten Kinder stets auf ihre Umgebung achten: Bankkarten, Adressen und sonstige sensible Daten sollten auf den Bildern niemals zu sehen sein.
2. Darauf achten, mit wem Bilder geteilt werden: Für gewöhnlich werden Bilder nur mit Freundinnen und Freunden geteilt. Allerdings lässt sich auch einstellen, dass die Kontakte der Freundinnen und Freunde das Bild ebenfalls sehen können. Um zu vermeiden, dass zu viele unbekannte Menschen ihre Bilder sehen, sollten Kinder vor dem Post überprüfen, an wen sie geschickt werden. Steht vor dem Teilen beim aufgenommen Bild „Meine Freunde und ihre Freunde“, können sie diese Einstellung zu „Nur meine Freunde“ ändern.
3. Standort möglichst nicht teilen: Vor dem Post können Nutzerinnen und Nutzer außerdem entscheiden, ob sie den Standort – also die Stadt, in der sie sich gerade befinden – teilen möchten oder nicht. Da Posts auch an die fremde Kontakte von Freundinnen und Freunden geschickt werden können, sollte diese Einstellung besser vor dem Teilen deaktiviert werden. Denn in Verbindung mit den Informationen, die das Bild preisgibt, könnten Fremde den genauen Standort ausfindig machen.