Schulen wegen Coronavirus geschlossen: Diese Angebote unterstützen E-Learning
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Nicht nur in Zeiten des Coronavirus wird digitales Lernen immer wichtiger.
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil
Das digitale Lernen gewinnt dieser Tage auch in Deutschland an Bedeutung. Während manche Bundesländer bereits seit einiger Zeit auf virtuelle Lernumgebungen setzen, hinken andere beim E-Learning hinterher. Veraltete Schulrechner und fehlende Plattformen sowie Materialen führen dann dazu, dass Schüler im Rahmen des Unterrichts nur selten in Berührung mit digitalen Lernangeboten kommen. Welche Angebote werden bereits jetzt genutzt?
Moodle
Die Open-Source-Plattform für digitales Lernen wird nach eigenen Angaben bereits von mehr als 100.000 Bildungseinrichtungen verwendet. Schüler können in einem passwortgeschützten Bereich lernen, üben und mit Lehrern kommunizieren. Entwickler haben die Möglichkeit, die Software nach eigenen Bedürfnissen anzupassen und zu gestalten. Das Tool findet unter anderem in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt Verwendung.
HPI Schul-Cloud
Ein überregionales E-Learning-Angebot hat das Hasso-Plattner-Institut unter Förderung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung entwickelt. Die Schul-Cloud wird derzeit an mehr als 300 Schulen getestet und soll wie eine App funktionieren. Dabei setzt das Institut vor allem auf eine einfache Bedienbarkeit, die keine speziellen IT-Kenntnisse erfordert. Lehrer können auf einen Pool an interaktiven Materialen zurückgreifen und diese selbst für ihren digitalen Unterricht nutzen. Auch Korrekturen, Hausaufgaben und Lehrpersonal-Besprechungen können direkt in der Cloud durchgeführt werden. Bisher wird die Plattform allerdings nur in Niedersachsen und Brandenburg genutzt.
Stud.IP
Stud.IP ist ein digitales Lernsystem, das vor allem von deutschen Hochschulen genutzt wird. Die Plattform wurde in Deutschland entwickelt und ist kostenlos verfügbar. Online können Vorlesungen, Materialien, Umfragen und ganze Wikis hochgeladen werden. Zudem funktioniert das Tool als Managementsystem für Hochschulabläufe – so können Studierende etwa online Kurse belegen oder ihre Ergebnisse einsehen. Derzeit arbeiten die Entwickler an einer Version, die auch auf mobilen Endgeräten einwandfrei funktionieren soll.
Google Classroom
Eine internationale Alternative ist der Google Classroom. Auch hier haben Lehrer die Möglichkeit, sich online über ein Cloud-System mit den Schülern zu vernetzen, ihnen Hausaufgaben zu stellen und Prüfungen zu absolvieren. Dabei gibt es die Möglichkeit auf viele andere Google Dienste wie Docs, Drive oder Hangouts zurückzugreifen. Über den Stream können Aufgaben, Fragen und Antworten gepostet werden. Während der Classroom in den USA bereits weit verbreitet ist, kommt das Google-Angebot hierzulande jedoch nur selten zum Einsatz, da viele Kultusministerien Datenschutzbedenken äußern.
Ilias
Auch Ilias ist eine frei verfügbare Software für digitales Lernen, die von der Universität Köln entwickelt wurde. Verwendung findet die Plattform bereits in unterschiedlichen Hochschulen wie der Leibniz Universität in Hannover und der Universität Stuttgart. Auch einige Schulen nutzen die Umgebung, um Dateien auszutauschen und online zu kommunizieren. Dazu gibt es neben Foren und Chats die Möglichkeit des Kursmanagements. Neben individualisierten Übungen können auch E-Klausuren absolviert werden.
Regionale E-Learning-Angebote
Bayern setzt seit 2014 auf eine regionale Lösung. Das Portal Mebis des Landesmedienzentrums ist laut dem Deutschen Schulportal bereits in 4200 Schulen im Einsatz. Das erweiterte Unterrichtsangebot ermöglicht die Arbeit in einem virtuellen Klassenzimmer. Lehrer können hier Materialen hochladen, über einen Chat Aufgaben stellen und ein umfangreiches Prüfungsarchiv anlegen.
Auch die Hauptstadt verfügt mit „Lernraum Berlin“ über eine eigenständige Plattform, die das digitale Lernen und den Austausch von Lehrern und Schülern ermöglicht. Angesichts der aktuellen Lage hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die das Angebot zur Verfügung stellt, bereits vor einigen Tagen reagiert: „Die aktuelle Gefahrensituation in der Verbreitung des COVID-19 könnte sehr schnell zur zeitweiligen Schließung einer Schule führen. Für diese Notlage wird Lernraum Berlin in den nächsten Tagen – über die auch sonst verfügbaren Möglichkeiten – konkrete Lösungen anbieten“, heißt es in einer Mitteilung auf der Webseite.
Dass die Kultusministerien in Sachen E-Learning noch einen steinigen Weg zu beschreiten haben, zeigte unter anderem ein Projekt in Baden-Württemberg. Dort wurde die Plattform „Ella“ nach einer Testphase wegen technischer Mängel und Datenschutzbedenken geschlossen. Eine neue alternative E-Learning-Umgebung soll erst im Frühjahr 2023 ausgerollt werden. Auch in Nordrhein-Westfalen geriet das Modell „Logineo“ nach jahrelanger Entwicklung wegen Datenschutzproblemen ins Stocken.
Apps für das eigenständige Lernen
Schüler, die von ihren Schulen für die Zeit der Schließung nicht mit Lernmaterial versorgt werden, haben die Möglichkeit, sich eigenständig über verschiedene Apps weiterzubilden. Für das Fach Mathematik eignet sich etwa die App “Photomath”. Dazu einfach die Kamera über die entsprechende Aufgabe halten und schon zeigt die Anwendung einen entsprechenden Lösungsweg an. Für das Lernen von Fremdsprachen können Schüler auf den “VokabelBox Vokabeltrainer” zurückgreifen. Dabei stehen in der Gratis-Version Übungen, Vokabeltests und Karteikarten zur Verfügung. Andere kostenpflichtige Sprachangebote sind “Babbel” und “Duolingo”.
Für den Deutsch-Leistungskurs hilft ein Blick in die Spotify-App: Hier sind viele bekannte Reclam-Hefte kostenlos als Hörbuch zu erhalten. Eine weitere App, mithilfe derer sich gleich mehrere Wissensgebiete vertiefen lassen, ist “Quizlet”. Mit ihr können Schüler entweder eigene Karteikarten erstellen oder auf eine umfangreiche Sammlung an bereits bestehenden Lernfeldern zurückgreifen.