Angst vor Mobilfunkstrahlung: Diese Gemeinde bleibt lieber im Funkloch

In Nemsdorf-Göhrendorf sieht man die Installation von neuen Mobilfunkmasten skeptisch (Symbolbild).

In Nemsdorf-Göhrendorf sieht man die Installation von neuen Mobilfunkmasten skeptisch (Symbolbild).

Wer in Nemsdorf-Göhrendorf mit dem Smartphone im Internet surfen will, dürfte mit seinem Vorhaben bisweilen scheitern. Auch das Telefonieren und SMS-Abschicken funktioniert nur stellenweise. Weil sich der Netzausbau nicht lohnt, klafft über der 1000-Personen-Gemeinde in Sachsen-Anhalt ein Funkloch. Um das zu ändern, hatte sich der Ort im Herbst vergangenen Jahres an dem Wettbewerb „Wir jagen Funklöcher“ der Telekom beteiligt.

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Und tatsächlich: Nemsdorf-Göhrendorf erhielt neben 49 anderen Orten in Deutschland den Zuschlag, das Telekommunikationsunternehmen erklärte sich bereit, den Netzausbau voranzutreiben und die Gemeinde mit LTE-Standard zu versorgen. Eine entsprechende Anlage sollte für 100.000 Euro erbaut werden, bis Ende 2020 versprach die Telekom eine Datenübertragungsrate von bis zu 150 Mbit/s.

Gemeinde äußert gesundheitliche Bedenken

Der Gemeinderatsbeschluss zum Bau lag dem Unternehmen bereits vor. Auf dem Dach des Kulturhauses hätte die Anlage installiert werden können. Doch im April machte der Ort einen überraschenden Rückzieher. Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ zuerst berichtete, hat der Gemeinderat den Preis wegen „möglicher elektromagnetischer Strahlung mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit“ zurückgegeben. Skeptisch zeigte man sich auch gegenüber dem gewählten Standort, dieser hätte „unmittelbar im Ortskern“ legen. Den Standort hatte die Gemeinde allerdings selbst gewählt.

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Einen anderen Grund nennt der Bürgermeister Jürgen Reh im Gespräch mit der „Mitteldeutschen Zeitung“. Demnach gebe die Miete für den Standort der Anlage Anlass für den Rückzug. Demzufolge war die Telekom lediglich bereit, einen Euro jährlich für den von der Antenne beanspruchten Platz zu zahlen. Der Nachbarort werde mit 2000 Euro weitaus besser entlohnt, hieß es.

Gemeinde sucht alternativen Standort

Bei der Telekom nimmt man die Sache offenbar mit Humor. „Wo genau Nemsdorf-Göhrendorf liegt, nämlich gut 40 Kilometer südwestlich von Halle an der Saale, könnte man googeln – außer, man ist gerade selbst in Nemsdorf-Göhrendorf, und will mit dem Smartphone nachschauen“, schrieb das Unternehmen selbst in einem Blogpost und berichtete über enttäuschte Anwohner, die den Beschluss der Gemeindevertreter nicht nachvollziehen können. Wie der „Spiegel“ berichtet, überdenkt die Gemeinde ihre Entscheidung aktuell. Man sei auf der Suche nach einem anderen Standort für die Mobilfunkanlage. Die Telekom zeigt sich weiterhin willens, den ursprünglich geplanten Anschluss vorzunehmen.

Der Ausbau des Mobilfunknetzes stößt bei Gegnern regelmäßig auf Widerstand. Vor allem der neue 5G-Standard ist immer wieder Gegenstand von Verschwörungstheorien. Bei der Mobilfunkstrahlung handelt es sich um elektromagnetische Strahlung. Zahlreiche Studien haben sich bereits mit den Auswirkungen beschäftigt, dabei konnte lediglich festgestellt werden, dass Felder mit hohem Strahlungsaufkommen eine thermische, also wärmende Wirkung haben. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sieht durch die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte keine gesundheitlichen Auswirkungen, betont aber, dass noch Forschungsbedarf besteht.

RND/mkr

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