Kontroverse um J. K. Rowling

Videospiel aus Harry Potters Welt: Darum ist „Hogwarts Legacy“ so umstritten

Szene aus dem Videospiel „Hogwarts Legacy“.

Szene aus dem Videospiel „Hogwarts Legacy“.

Schon Monate vor Veröffentlichung im Netz und in Fachkreisen heiß diskutiert zu werden, das dürfte wohl so ziemlich jeden Spieleentwickler zufriedenstellen. Bei „Hogwarts Legacy“, dem lange erwarteten Videospiel aus der Zaubererwelt von „Harry Potter“, ist die Sache jedoch komplizierter. Aufgrund transfeindlicher Kommentare von „Harry Potter“-Schöpferin Joanne K. Rowling beherrscht seit Monaten eine Kontroverse die Gamingwelt, die die Moralfrage aufwirft: Sind Autorin und Werk voneinander trennbar? Ist es verwerflich, „Hogwarts Legacy“ zu spielen? Sollte man es boykottieren?

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In unserer Übersicht erklären wir, worum es in der Debatte geht und was die Verantwortlichen hinter „Hogwarts Legacy“ zu der Kontroverse sagen. Außerdem bündeln wir die wichtigsten Informationen zu Release, Story und Gameplay und fassen erste Kritikerstimmen zusammen.

Das hat es mit der Kontroverse um „Hogwarts Legacy“ auf sich

Der Auslöser der teils heftig geführten Debatte um „Hogwarts Legacy“ hat weniger mit dem Spiel selbst zu tun als mit der Schöpferin des „Harry Potter“-Kosmos: J. K. Rowling. Der Autorin des Weltbestsellers wird seit mehreren Jahren Transfeindlichkeit vorgeworfen. Fragwürdige Tweets, in denen die Autorin unter anderem trans Frauen als „Männer in Kleidern“ herabwürdigte, fachten die Kontroverse ebenso an wie ein ausführlicher Essay Rowlings 2020. Darin schilderte die 57-Jährige ausführlich ihre Sorgen hinsichtlich der Debatte über biologisches und soziales Geschlecht.

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Rowling vertritt mitunter umstrittene Thesen wie die der „Rapid-onset gender Dysphoria“, kurz ROGD. Demnach sei Transsexualität nur ein Trend, der laut der US-amerikanischen Psychologin Lisa Littman auf „soziale Ansteckung“, einer Art Gruppenzwang, zurückzuführen sei. Zudem befürchtet die Autorin, dass labile Jugendliche zu schnell als trans anerkannt werden.

Besonders via Twitter formierte sich in den vergangenen Jahren eine Anti-Rowling-Bewegung, die durch den nahenden Release von „Hogwarts Legacy“ Zulauf bekam. Unter anderem wurden Boykottaufrufe laut. Wie emotional aufgeladen das Thema ist, musste zuletzt auch der populäre deutsche Streamer Gronkh erfahren. Weil der sich gegen einen Boykott ausgesprochen hatte, brach in den sozialen Medien ein Shitstorm los – samt Drohmails und einer Flut an negativen Kommentaren.

Andere Streamer haben bereits angekündigt, trotz monetärer Verluste auf Let‘s Plays von „Hogwarts Legacy“ zu verzichten. Wie rau das Debattenklima auf Twitter ist, ließ sich allerdings in den letzten Wochen beobachten. Gamerinnen und Gamer, die in den sozialen Medien ihre Vorfreude auf den Release des Videospiels äußerten, wurden mitunter von Rowling-Gegnern geradezu radikal attackiert.

Bei Warner Bros. Games, dem Unternehmen hinter dem Videospiel, ist man sich der heiklen Gemengelage offenbar bewusst. David Haddad, der Präsident von Warner Bros. Interactive Entertainment, betonte, das Spiel solle „alle“ erreichen, „die diese Welt, Geschichte und Charaktere lieben“. Der leitende Spieleentwickler Alan Tew ergänzte in einem Statement: „Wir wissen, dass das ein sehr diverses Publikum ist. Für uns geht es darum sicherzustellen, dass die Zuschauer, die schon immer von diesem Spiel geträumt haben, die Möglichkeit haben, sich wieder willkommen zu fühlen.“

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J. K. Rowling, die laut Entwicklungsstudio Avalanche nur einen geringen Anteil am Spiel hat, wohl aber wie an allen „Harry Potter“-Produkten mitverdienen dürfte, schweigt zur laufenden Debatte übrigens. Via Twitter ließ sie nur – wenig deeskalierend – wissen, dass bei einem Blick auf ihre Tantiemen-Einnahmen „der Schmerz schnell vergeht“. Ihr Management ließ Presseanfragen bis dato unbeantwortet.

Wann erscheint „Hogwarts Legacy“?

Bei der Veröffentlichung von „Hogwarts Legacy“ mussten Fans jede Menge Geduld aufbringen. Mehrmals wurde der Release verschoben, unter anderem verpassten die Spieleentwickler den zunächst geplanten Termin zum Weihnachtsgeschäft 2022. Am 10. Februar hat das Warten aber ein Ende. Dann erscheint „Hogwarts Legacy“ für PC, PS5 und Xbox Series X/S.

Noch nicht in den Spielgenuss der Zaubererwelt kommen hingegen Last-Gen-User. Für PS4 und Xbox One kommt das Game erst am 4. April. Alle Nutzerinnen und Nutzer der Nintendo Switch müssen sogar bis 25. Juli ausharren.

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Wo und wann spielt „Hogwarts Legacy“?

Ein Großteil der Charaktere aus der „Harry Potter“-Reihe findet in „Hogwarts Legacy“ keine Entsprechung. Der einfache Grund: Warner Bros. Games verlegt die eigenständige Story des Games ans Ende des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt weilten weder Harry Potter noch die Generation seiner Eltern James und Lily in der magischen Sphäre.

Auch die Ereignisse, die in der Film-Spin-off-Reihe „Phantastische Tierwesen“ erzählt werden, liegen in „Hogwarts Legacy“ noch in der Zukunft. Trotzdem erwartet „Potterheads“ wohl ein Wiedersehen mit der ein oder anderen bekannten Figur. Unter anderem zieht der fast kopflose Nick bereits seine Kreise in den Korridoren der Schule für Hexerei und Zauberei, auch Poltergeist Peeves ist mit von der Partie.

Wovon handelt „Hogwarts Legacy“?

In „Hogwarts Legacy“ begibt man sich in die Rolle einer recht frei gestaltbaren Schülerfigur, die die fünfte Klasse in Hogwarts besucht. Der gespielte Charakter deckt zügig auf, über eine spezielle Begabung zu verfügen: Er kann mächtige, alte Magie erkennen und beherrschen. Das seltene Talent ruft dunkle Gegenspieler auf den Plan, die daraus ihre Vorteile ziehen wollen. Eine bedeutende Rolle kommt dem Magier Victor Rookwood zu. Auch ein Koboldaufstand um den ruchlosen Ranrok bedroht das Wohlergehen des Hauptcharakters. Ein altes Geheimnis könnte gar die Zaubererwelt in Stücke reißen.

Wie ist das Gameplay von „Hogwarts Legacy“?

Das „Harry Potter“-Universum als Kulisse für ein Open-World-Rollenspiel: „Hogwarts Legacy“ lässt Gamer neben der legendären Zauberschule auch andere bekannte Schauplätze wie Hogsmeade oder den verbotenen Wald erkunden – und dabei unter anderem auf den jungen Dumbledore und fantastische Tierwesen treffen. Ebenfalls auf dem Programm stehen für Nachwuchsmagier und -magierinnen: die Schulbank drücken, Tränke brauen, Duelle meistern, Rätsel lösen, Besenritte, Flüge mit Hippogreifen, das Einrichten einer eigenen Behausung und natürlich jede Menge Zauber-Action. Gelingt es dem Spieler, Rätsel zu lösen, warten als Belohnung magische Loots.

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Von den Gamemachern heißt es: „Die Spieler entwickeln die Fähigkeiten ihres Charakters weiter, indem sie mächtige Zaubersprüche meistern, sich im Kampf üben und Gefährten auswählen, die ihnen helfen, gegen tödliche Gegner zu bestehen. Außerdem müssen Spieler Missionen und Szenarien bewältigen, die ihre Moral infrage stellen, und zeigen, wofür sie wirklich stehen.“

Auf einen Multiplayermodus verzichtet „Hogwarts Legacy“. Entsprechend ist auch kein Crossplay möglich. Eine Besonderheit angesichts der Kontroverse um transfeindliche Kommentare von „Harry Potter“-Schöpferin J. K. Rowling: Im Charakter-Editor zu Beginn des Spiels können trans Personen erstellt werden. Stimme, Körperform, Geschlecht sind dabei individuell und voneinander unabhängig konfigurierbar.

Das sagen Kritiker zu „Hogwarts Legacy“

Ungeachtet der vielen moralischen Diskussionen über „Hogwarts Legacy“ fällt das vorläufige Fazit renommierter Gameskritiker positiv aus. Bei „Metacritic“ erreicht das Videospiel in der PS5-Version bei knapp über 50 Reviews bis dato einen sehr guten Score von 86. Im Onlinemagazin „IGN“ lobt Travis Northup unter anderem die „fantastischen, herausfordernden und äußerst fesselnden Kämpfe“ und bilanziert: „Das Open-World-Abenteuer fängt all die Aufregung und das Wunder der Zaubererwelt ein, mit seinen denkwürdigen neuen Charakteren, herausfordernden und nuancierten Kämpfen und einer wunderbar ausgeführten Hogwarts-Schüler-Fantasie.“

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Ähnlich sieht es der „Spiegel“, der „Hogwarts Legacy“ als „gigantisches Spiel“ mit „bemerkenswert großer, offener Spielwelt“ beurteilt. Auch „Eurogamer“ lobt die „überraschend abwechslungs- und detailreiche Welt“, ebenso „Der Standard“: „Die Entwicklerinnen und Entwickler haben die mysteriös-heimelige Atmosphäre der magischen Burg in den schottischen Highlands großartig umgesetzt“ – „GamePro“ hebt dagegen besonders das dynamische Kampfsystem als „eine der großen Stärken von ‚Hogwarts Legacy‘“ hervor.

Optisch präsentiert sich „Hogwarts Legacy“ zum Start bereits auf gutem Niveau – zumindest auf PS5 und Xbox Series X/S. Technischer Nachholbedarf herrscht allerdings noch bei der PC‑Version. In den ersten Testberichten ist immer wieder von Performanceeinbrüchen und grafischen Bugs die Rede. „PC Games Hardware“ fielen eine „ganze Menge kleinerer Macken, Grafikfehler und Clipping-Probleme“ auf. Erste Updates sollten derlei Schwierigkeiten aber beseitigen.

RND/Teleschau

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