Erkennungssoftware soll Maskenverweigerer identifizieren

Mehrere Firmen arbeiten derzeit an Software, die Maskenverweigerer per Gesichtserkennung identifizieren soll.

Mehrere Firmen arbeiten derzeit an Software, die Maskenverweigerer per Gesichtserkennung identifizieren soll.

Während der Corona-Pandemie sind Menschen vielerorts dazu aufgefordert, Mund und Nase mit einem entsprechenden Schutz zu bedecken. In Deutschland gilt bundesweit eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Handel. Einer Analyse des Epidemiologen Holger Schünemanns und seinem Team zufolge senken Masken das relative Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, um etwa 80 Prozent.

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Doch zwischen den vielen, bei denen das Tragen einer Maske mittlerweile zum Alltag dazugehört, finden sich immer wieder Menschen, die Mund und Nase nicht bedecken. Die Maskenverweigerer riskieren dabei die Gesundheit anderer und ihr eigenes Wohl. Neue Software soll nun dabei helfen, sie zu erkennen.

Auf Überwachungskameras zurückgreifen

Gängige Gesichtserkennungssoftwares sind darauf programmiert, die Eigenschaften eines Gesichtes anhand von Merkmalen wie Augen, Mund und Nase herauszustellen, und sollen so ermöglichen, Individuen zu identifizieren. Weltweit arbeiten Firmen mittlerweile daran, diese Algorithmen anzupassen, um mithilfe von Videomaterial aus Überwachungskameras Maskenverweigerer zu erkennen. Ein Beispiel dafür ist die Firma Tryolabs mit Sitz in Uruguay. Generell könne die Software Regierungen und Behörden dabei helfen, die aktuelle Situation einzuschätzen. Anschließend könne man Richtlinien erstellen und im Auge behalten, ob eine weitere Kampagne nötig ist, um zum Tragen von Masken zu motivieren, sagt Tryolabs-Chief-Technology-Officer Alan Descoins gegenüber National Geographic.

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Ein anderes Unternehmen, das Software anbietet, die die Maskenerkennung möglich macht, ist Aerialtronics. Die niederländische Firma, die auf Datenanalyse und Drohen spezialisiert ist, hat ein System entwickelt, das auf künstlicher Intelligenz beruht. Die Anonymität der Menschen bleibt dabei laut Hersteller gewahrt. “Ziel dieser Lösung ist es, die Aufgabe von Sicherheitsdiensten durch eine effektive Echtzeitüberwachung von Gesichtern mit oder ohne Masken zu vereinfachen”, sagt Olivier Gualdoni, CEO der Mutterfirma Drone Volt. Der Algorithmus sei darauf trainiert, Gesichter in die Kategorien “mit Maske” und “ohne Maske” zu unterteilen. Eine Gesichtserkennung, bei der Personen identifiziert werden, findet laut Unternehmensangaben nicht statt. Die KI kann automatisiert Berichte erstellen und zum Beispiel gezielt warnen, wenn eine kritische Anzahl an Menschen ohne Maske erreicht wurde. Ein bereits bestehendes Kameranetzwerk ist Voraussetzung für den Einsatz der Lösung von Aerialtronics.

Datenschutzrechtliche Bedenken

Auch die US-amerikanische Firma Leeway Hertz hat einen Algorithmus entwickelt, der in Echtzeit Maskenverweigerer erkennt. In den USA und Europa wird die Software bereits testweise eingesetzt, berichtet National Geographic. So kommt sie etwa in Restaurants und Hotels zum Einsatz, um zu überprüfen, ob sich das Personal an die Maskenpflicht hält. Auch ein Flughafen an der US-Ostküste experimentiert mit der neuen Technologie.

Datenschutzrechtlich gehen mit den neuen Programmen Unsicherheiten einher. An privaten Orten ist ihr Einsatz uneingeschränkter möglich, im öffentlichen Raum jedoch ist die Nutzung kritisch. In Deutschland ist vor allem der Artikel 9 der Datenschutzgrundverordnung entscheidend für die Gesichtserkennung. Er sieht vor, dass sensible Daten – darunter auch biometrische Merkmale einer Person – besonders schützenswert sind. Allerdings enthält die DSGVO keine spezifischen Vorgaben für eine automatische Verarbeitung von Gesichtsbildern. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Ulrich Kelber (SPD), sieht die Gesichtserkennung in der Öffentlichkeit kritisch. “Grundsätzlich stellt die biometrische Gesichtserkennung aber einen potenziell sehr weit gehenden Grundrechtseingriff dar, der auf jeden Fall durch konkrete Vorschriften legitimiert sein müsste”, sagte er im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Für eine flächendeckende biometrische Videoüberwachung fehle es nach wie vor an einer konkreten gesetzlichen Rechtsgrundlage, so Kelber.

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