Corona: Was ist die Trackingapp, und wie funktioniert sie?
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Ein Mitarbeiter des Heinrich-Hertz-Instituts erklärt Soldaten der Bundeswehr einen Versuchsablauf. Soldaten testen in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut eine Covid-19-Tracking-App in der Julius-Leber-Kaserne.
© Quelle: Torsten Kraatz/Bundeswehr/Bundes
Seit Wochen ist der Einsatz einer Trackingapp zur Eindämmung des Coronavirus in der Diskussion, nun werden die Pläne der Bundesregierung immer konkreter: In der Berliner Julius-Leber-Kaserne beteiligten sich am vergangen Mittwoch nach Angaben der Bundeswehr etwa 50 Soldaten an einem Test für eine Anwendung des Fraunhofer-Instituts zur Nachverfolgung möglicher Corona-Infektionen. Fragen und Antworten zum Thema:
Wie funktioniert die App im Kampf gegen das Coronavirus?
Nutzer und Nutzerinnen laden die App auf ihr Smartphone und schalten die Bluetooth-Funktion ihres Smartphones an. Alle paar Minuten erzeugt die App eine neue temporäre ID und sendet diese aus, um die Person beziehungsweise das Gerät zu anonymisieren. Wenn zwei Geräte mehr als 15 Minuten weniger als zwei Meter voneinander entfernt waren - und aus epidemiologischer Sicht damit relevant - wird die anonyme ID auf dem Telefon abgespeichert. Auf die Weitergabe von Ortsdaten wird verzichtet. Interessant ist nämlich vor allem, ob der potenziell ansteckende Kontakt drinnen oder draußen stattgefunden hat, wie nah, wie lange und wer - auch anonymisiert - miteinander in Kontakt stand.
Wenn eine Person später positiv auf das Virus getestet wird, kann sie ihre lokal gespeicherten Daten auf den Server laden. Dort wird dann ausgewertet, mit welchen anderen temporären IDs das Handy in Kontakt war. Der Server kann dann diese Handys per App benachrichtigen. Der jeweilige Nutzer bekommt dann die Aufforderung, sich in Quarantäne zu begeben und sich beim Gesundheitsamt zu melden. Das alles soll auf freiwilliger Basis geschehen. Je mehr Menschen sich die App herunterladen, umso besser, weil dann mehr Daten zur Verfügung stehen und eine lückenlose Nachverfolgung möglich wäre. Studien zufolge müssten mindestens rund 60 Prozent der Bevölkerung - in Deutschland circa 50 Millionen Menschen - eine solche App nutzen, heißt es auf “netzpolitik.org”.
Wer entwickelt und veröffentlicht die App?
Derzeit sitzt ein internationales Team aus Wissenschaftlern, IT-Fachleuten und einzelnen Unternehmen unter der Federführung des Fraunhofer Instituts für Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut) an der Entwicklung der PEPP-PT-Technologie (Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing), die genutzt werden könnte, um eine App zu konfigurieren. Zudem ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beteiligt sowie der Bundesdatenschutzbeauftragte. Die Bundeswehr testet derzeit den technischen Standard. Das Robert-Koch-Institut wird die App dann voraussichtlich veröffentlichen.
Wie steht es um den Datenschutz?
Die ursprüngliche Überlegung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Funkzellen-Daten abzufragen, war auf großen Widerstand gestoßen. Die Kritik: zu ungenau und zu personalisiert. Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) betonte kürzlich im Deutschlandfunk, die App müsse freiwillig nutzbar sein und die Anwendung begrenzt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband räumte zwar ein, dass eine Anti-Corona-App im Kampf gegen das Virus helfen könne, allerdings müsse sie fünf Bedingungen erfüllen: “Sie muss freiwillig, geeignet, nötig, verhältnismäßig und zeitlich befristet sein”, betonte Klaus Müller, Chef des Verbraucherverbandes.
RND/epd