Corona -Datenspende und Tracking-App: Wo liegt der Unterschied?
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Die Corona-Datenspende-App des Robert-Koch-Instituts.
© Quelle: imago images/Jens Schicke
Mithilfe von Vitaldaten erhofft sich das Robert-Koch-Institut neue Erkenntnisse zur Ausbreitung des Coronavirus. Am Dienstag hat das RKI dafür die App Corona-Datenspende veröffentlicht und Menschen dazu aufgerufen, die freiwillige Anwendung zu nutzen. Die App ist allerdings nicht zu verwechseln mit der Tracking-App, die von 130 Experten aus acht europäischen Ländern entwickelt wird. Wie unterscheiden sich die beiden Anwendungen?
Die RKI-App Corona-Datenspende
Anders als die Tracking-App verfolgt die RKI-App nicht das Ziel, mögliche Infektionsketten des Coronavirus zu identifizieren. Die App diene nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen, betonte das Institut bei der Vorstellung am Dienstag. Eine Lokalisierung der Nutzer über Bluetooth oder GPS erfolgt nicht. Stattdessen will das RKI Vitaldaten wie Ruhepuls, Schlaf und Aktivität der Nutzer überprüfen und analysieren, um so mögliche Symptome des Virus festzustellen. “Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische Covid-19-Symptome wie Fieber durch die App erkannt werden”, teilte das RKI mit.
Kein Corona-Test mit Datenspende-App vom RKI möglich
Neben dem Alter, Gewicht und Geschlecht wird zudem die Postleitzahl abgefragt. Letztere diene dazu, die Daten geografisch aufzubereiten. So könnte frühzeitig erkannt werden, in welchen Gegenden sich mögliche Corona-Hotspots abzeichnen. Wichtig ist, dass es sich bei der App nicht um einen Corona-Test handelt.
Für die Ermittlung der Gesundheitsdaten benötigen Nutzer die App auf ihrem Smartphone sowie ein sogenanntes Wearable – also eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband. Hinter der Entwicklung steht die Berliner Firma mHealth Pioneers, die auch die Gesundheitsplattform Thryve betreibt.
Bereits mehr als 30.000 Nutzer nach Veröffentlichung
Die Daten werden unter einem Pseudonym verschlüsselt gespeichert und an deutsche Server weitergeleitet, jeder Nutzer erhält eine persönliche ID, generiert aus Zahlen und Buchstaben. Namen, Adresse und Bewegungsdaten werden nicht an das RKI weitergeleitet. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der App hatten sich nach Angaben des Instituts mehr als 30.000 Nutzer registriert. Durch die hohe Nachfrage ergaben sich unter anderem Probleme bei der Eingabe der Postleitzahl und der Verbindung zu Anbietern von Fitnessarmbändern und Smartwatches.
PEPP-PT: Die europäische Tracking-App
Die Tracking-App, an deren Konzeption mehr als 100 Experten aus ganz Europa gearbeitet haben, soll in Zukunft mögliche Infektionsketten identifizieren. Dafür laden die Nutzer eine entsprechende Anwendung auf ihr Smartphone. In der darauffolgenden Zeit registriert die App die Kontakte zu anderen Nutzern. Erkrankt ein App-Nutzer an Covid-19, so werden im Idealfall alle Kontaktpersonen über ein mögliches Infektionsrisiko informiert und können sich in Quarantäne begeben oder testen lassen.
Starttermin für Tracking-App noch im April
Die benötigte Technologie wird von der europäischen Initiative Pan European Privacy-Preserving Proximity Tracing (PEPP-PT) bereitgestellt. Für die App gibt es ein technisches Konzept, das laut Chris Boos, einem der führenden Forscher des PEPP-PT, drei Ziele verfolgt: Saubere Messungen, Sicherung der Privatsphäre und grenzüberschreitende Technologie. Die finale Umsetzung der App sei noch nicht erfolgt. Boos gehe von einem Starttermin zwischen dem 15. und 19. April aus.
Tracking-App tauscht Nutzer-IDs über Bluetooth aus
Die Registrierung der Kontakte soll über Bluetooth Low Energy erfolgen. Die App-Nutzer müssen die Funktion ihres Smartphones also ständig aktiviert haben. Adressdaten, Bewegungsprofile oder Standortdaten werden nicht übermittelt. Stattdessen erhält jeder Nutzer eine ID, die bei Kontakt zu anderen gespeichert wird. Nähert sich ein anderes Smartphone mit einer installierten Tracking-App, so tauschen die beiden automatisiert die jeweilige ID des anderen.
Wenn eine Person später positiv getestet wird, kann die gespeicherte Kontaktliste an den Server übertragen werden. Anschließend werden alle App-Nutzer gewarnt, die Kontakt zu der infizierten Person hatten. Wie die RKI-App basiert die Tracking-App auf Freiwilligkeit der Nutzer.
RND/mkr/dpa