„Assassin’s Creed Valhalla“ im Test: turbulenter Vergnügungspark für Möchtegernwikinger
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Wikingerfeeling pur: eine Szene aus „Assassin’s Creed Valhalla“.
© Quelle: Ubisoft
Ganz genau genommen ist das neue Videospiel „Assassin’s Creed Valhalla“ ein Open-World-Stealth-Action-Adventure mit Rollenspielelementen. Aber das klingt, als wolle ein Buchhalter ein Saufgelage beschreiben. Etwas treffender ist die protzige Eigenwerbung: Spielefirma Ubisoft verspricht die „ultimative Wikingerfantasie“ – bezeichnenderweise freigegeben ab 18 Jahren.
Figuren wollen laut kämpfen und sich anschließend betrinken
Die Heldenreise auf historischen Grundlagen beginnt im neunten Jahrhundert in Norwegen, bevor sie nach ein paar Spielstunden England erreicht. Eivor, wahlweise der Krieger oder die Kriegerin eines Wikingerclans, dringt mit seiner Sippe tief in das heutige Großbritannien ein. Entlang der wenigen wirklich verbürgten Geschichtsfakten wird die Invasion des Großen Heidnischen Heeres aus dem neunten Jahrhundert nacherzählt. Das funktioniert so, wie in den anderen Historienabenteuern der „Assassin’s-Creed“-Serie auch: In der Rolle eines mächtigen Helden reisen Spieler durch riesige Landmassen und treffen auf ein Tableau historischer Persönlichkeiten. Unterwegs erkunden sie das Land, morden sich durch moralische Grauzonen und plündern allerlei Schätze.
Ursprünglich ging es in der Serie einmal um Assassinen – Spieler schlüpften in die Rolle heimlicher und geschickter Attentäter. Und es ging um Wissenschaftler, die dem Geheimbund in der Gegenwart hinterherforschen. Aber wer sich für die übergeordnete Geschichte interessiert, der sollte vielleicht eher auf die angekündigte Netflix-Serie hoffen. In „Valhalla“ ist die Rahmenhandlung nebensächlich, und das ist besser so. Der zerfahrene Science-Fiction-Mystery-Plot im Hintergrund ist deutlich wirrer und weniger interessant als Eivors Geschichte. Er lässt sich über weite Strecken gut ignorieren.
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„Assassin’s Creed Valhalla“ spielt in Norwegen und England.
© Quelle: Ubisoft
Weder alte Assassinen noch neue Wissenschaftler stehen im Zentrum Valhallas. Hier geht es vor allem darum, sich als Wikinger auszutoben. Die Nordmänner können in diesem Spiel zwar auch schleichen und grübeln, aber vor allem wollen sie tapfer sein, laut kämpfen und sich anschließend betrinken.
Das Spiel ist teilweise albern, aber fast immer unterhaltsam
All das können Spieler in diesem Titel tun. „Valhalla“ tritt nicht an, um eine bestimmte Sache besser zu machen – es will alles auf einmal. Wikingerfantasien sind groß, und entsprechend üppig ist das Angebot. Immer wieder steigt Eivor mit seinen Kämpfern in das Langboot und segelt die zahllosen Flüsse herauf und herab. Norwegen lockt mit ewigen Nordlichtern, aber vor allem England ist mit seinen üppigen Wäldern, römischen Ruinen und wabernden Nebeln zum Umsiedeln schön.
Viel Freiheit haben Spieler bei der Wahl der Waffen. Am Anfang stehen rhythmische Nahkämpfe mit Axt und Schild; immer neue Spezialfertigkeiten und Rüstungsoptionen kommen dazu. Leise und etwas langweilig kann Eivor durch das Unterholz schleichen und die Gegner einzeln in ihr Verderben locken. Standesgemäß und launig sind dagegen die Raubzüge, bei denen es johlend mit dem Rammbock gegen feindliche Dörfer und ertragreiche Klöster geht.
„Valhalla“ fühlt sich über seine zig Spielstunden an wie ein Kindergeburtstag für erwachsene Möchtegernwikinger. Es ist mitunter ganz schön albern, aber fast immer unterhaltsam. Auf den zweiten Blick bleiben viele Herausforderungen eher oberflächlich; doch als unterhaltsamer Raubzug durch alle Wikingerklischees funktioniert „Valhalla“ sehr gut.
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„Assassin’s Creed Valhalla“ ist ab dem 10. November für den PC, die Xbox One und die Playstation 4 erhältlich.
© Quelle: Ubisoft
„Assassin’s Creed Valhalla“ ist ab dem 10. November für mindestens 60 Euro erhältlich. Auf Xbox One und Playstation 4 läuft es zwar passabel, aber wirklich scharf und schön sieht das Spiel auf leistungsstarken PCs aus – wahrscheinlich auch auf den bald erhältlichen Konsolen Xbox Series X/S und Playstation 5.