Nur noch wenige Nutzer: 3G-Mobilfunknetz wird 2021 abgeschaltet
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Ein Mobilfunkmast steht in der Nähe von Sternenfels in Badem-Württemberg. Ein halbes Jahr vor seiner Abschaltung nutzen immer weniger Menschen das 3G-Mobilfunknetz.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Düsseldorf. Ein halbes Jahr vor seiner Abschaltung nutzen immer weniger Menschen das 3G-Mobilfunknetz. Vodafone teilte am Dienstag mit, dass 3G nur noch 2,5 Prozent des mobilen Datenverkehrs in seinem Netz ausmache. Im Mai lag der Wert noch bei 5 Prozent. Der Anteil der Kunden, die das Netz noch nutzen und keinen Zugriff auf 4G haben, sank in dem Zeitraum von drei auf zwei Prozent. Die Telekom machte zum 3G-Anteil keine Angaben, der Trend ist aber gleich. „Der veraltete 3G-Standard wird nur noch von einem sehr kleinen Anteil unserer Kunden genutzt“, sagte ein Telekom-Sprecher.
3G war Auftakt für den Mobilfunk als Massenmarkt
Telekom und Vodafone - beide Firmen wollen ihr 3G-Netz zum 30. Juni 2021 abschalten, Telefónica plant diesen Schritt bis Jahresende 2021. Das freiwerdende Frequenzspektrum wird für 4G (auch LTE genannt) oder 5G genutzt. 3G, auch als UMTS bekannt, war gewissermaßen der Auftakt für den Mobilfunk als Massenmarkt. Mit der einst hochmodernen Technologie waren große Hoffnungen verbunden, im Jahr 2000 verpflichteten sich sechs Firmen bei einer staatlichen Auktion zur Zahlung von knapp 100 Milliarden D-Mark (gut 50 Milliarden Euro).
Doch die Hoffnung auf hochprofitable Geschäfte mit Internet auf dem Handy erwies sich als Luftschloss, die Zahlungsverpflichtungen waren zu hoch. Zwei Firmen kamen beim Ausbau nicht in die Puschen und mussten ihre Lizenzen zurückgeben. Es blieben vier Netzbetreiber, deren Namen sich bis heute geändert haben: T-Mobile wurde zu Telekom Deutschland, Mannesmann zu Vodafone, und aus Viag Interkom und E-Plus leitete sich das heutige O2-Netz ab.
Bis heute sind die umgerechnet gut 50 Milliarden Euro mit großem Abstand der Rekord bei einer Mobilfunk-Auktion in Deutschland. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 legten vier Firmen für den ebenfalls mit großen Hoffnungen verbundenen Übertragungsstandard 5G rund 6,5 Milliarden Euro auf den Tisch.
Vodafone: 3G geht „in den wohlverdienten Ruhestand“
Der Stand der Dinge im Mobilfunkmarkt lässt sich wie folgt simplifizieren: Die Zukunft heißt 5G, die Gegenwart 4G und 2021 wird 3G endgültig zur Vergangenheit. Ende Juni 2021 werde 3G „in den wohlverdienten Ruhestand“ gehen, heißt es von Vodafone. „Tschüss, altes 3G-Netz, und vielen Dank für alles!“ Der Chef von Telefónica Deutschland, Markus Haas, erklärt: „3G war wichtig für den Durchbruch der mobilen Datenkommunikation in Deutschland. Aber nach 20 Jahren sind die Tage dieser Technologie gezählt.“ Alle drei Netzbetreiber betonen, dass 4G und 5G viel mehr bieten für die Kunden und der Stromverbrauch pro Byte deutlich geringer sei.
Ältere Handys teilweise nicht 4G-kompatibel
Tatsächlich dürfte die Zahl der Kunden, die wegen der Abschaltung im Nachteil sind, gering sein. Denn die allermeisten Verträge am Markt haben längst 4G/LTE-Empfang inklusive – diese Handys verbinden sich ohnehin schon mit dem schnelleren Netz. Problematisch wird es, wenn die Handys gar nicht 4G-kompatibel sind - das sind alte Geräte, die bis 2011 auf den Markt kamen. Diese dienen in den meisten Fällen wohl nur als Ersatzhandy, häufig mit Prepaid-Karte. Aber auch Kinder haben oft die alten Geräte der Eltern geerbt.
Wer so ein altes Telefon ohnehin nur für einen Notfall-Anruf im Auto oder in der Schublade liegen hat, soll nicht in die Röhre gucken: Diese Handys sind weiterhin fürs Telefonieren und für SMS nutzbar, dies dann über das weiterhin verfügbare Telefonie-Netz 2G (auch GSM oder Edge genannt) erfolgen.
Techniker der Netzbetreiber arbeiten nun daran, die Antennen für die Abschaltung vorzubereiten – bei Vodafone sind diese Vorarbeiten bereits an rund 16.000 der 17.600 UMTS-Standorte erledigt. Bis Ende Juni 2021 funken sie noch weiter im alten Standard – dann ist per Knopfdruck Schluss.
Ist mein Handy 4G-kompatibel?
Wie von den Mobilfunkanbietern bereits erwähnt, können nur noch wenige Geräte nicht ein LTE-Netz nutzen. Die Telekom bietet auf ihrer Website einen einfachen Handychecker an, ob das eigene Handy von der 3G-Abschaltung betroffen ist. Dazu benötigen Sie die sogenannte INEI-Nummer Ihres Geräts, das ist wie ein Personalausweis des Handys. Diese erhält man, wenn man mit dem jeweiligen Gerät *#06# anruft. Vodafone bietet eine Hilfe-Seite zur 3G-Abschaltung an.
RND/dpa