Nervige To-dos: Wie halte ich mich besser an eigene Vorsätze?
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Vorsätze gelingen nur dann, wenn sie konkret sind, weiß Karriereberater Martin Wehrle.
© Quelle: Glenn Carstens-Peters/Unsplash
Im Laufe der Jahre habe ich bemerkt, dass die Formulierung eines Vorsatzes schon verrät, ob entsprechendes Handeln folgt oder nicht. Gut kann ich mich an den Manager eines großen Konzerns erinnern. Seit einer Ewigkeit schob er ein Gespräch mit seinem Stellvertreter vor sich her, obwohl es Spannungen zwischen den beiden gab. Der Stellvertreter fällte eigenmächtige Entscheidungen, ohne seinen Chef vorher zu informieren.
Immer wieder kündigte mein Klient an: „Im Laufe der Woche werde ich das Gespräch mit meinem Stellvertreter suchen.“ Doch nach einer Woche war wieder nichts geschehen. Sein Kalender sei mal wieder zu eng gewesen, sagte er dann. Oder er habe überraschend verreisen müssen. Oder ein Sonderauftrag sei ihm dazwischengekommen. Mein Klient fand eine Ausrede nach der anderen.
Vorhaben greifbar machen
Und am Ende unserer Sitzung kündigte der Mann wieder an: „Aber im Laufe dieser Woche werde ich das Gespräch suchen.“ Und wieder geschah nichts. Schließlich war mir klar, woran er scheiterte: an der Formulierung seines Ziels. Zwar terminierte er sein Ziel, indem er versprach, das Gespräch „im Laufe der Woche“ zu suchen. Aber was war mit „im Laufe der Woche“ gemeint? Welcher Tag, welche Uhrzeit schwebten ihm vor? Und wo sollte das Gespräch stattfinden: in seinem Büro, im Büro des Stellvertreters oder in einem Konferenzraum? Und auf welche Weise wollte er das Gespräch anstoßen: durch eine schriftliche Einladung, eine mündliche oder durch einen spontanen Vorschlag, wenn die beiden sich begegneten?
Sein Ziel glich einem Gespenst, es war nicht greifbar. Der Manager sprach es aus, aber hatte dabei keine Bilder und keinen Termin vor Augen. Deshalb forderte ich ihn auf, mir ganz genau zu sagen, wie er das Gespräch anstoßen wollte, wo es stattfinden sollte und zu wann er es terminieren würde, an welchem Tag und zu welcher Zeit. Also durchdachte er diese Dinge sorgfältig und legte sich letztlich fest. In der folgenden Woche führte mein Klient das Gespräch tatsächlich, sogar mit gutem Ergebnis.
Vorsätzen Datum, Uhrzeit und Ortsangabe verpassen
Das ist der größte Fehler, der einem passieren kann, wenn man sich ein Ziel setzt: dass man den Zeitpunkt, den Ort und das genaue Vorgehen nicht ganz konkret festhält. Sagen Sie also nicht: „Im Sommer werde ich mein Netzwerk ausbauen“, sondern sagen Sie: „Am 7. August stelle ich einen Aufnahmeantrag bei meinem Branchenverband, das Formular lade ich heute schon herunter und notiere den Termin in meinem Kalender. Und dann nehme ich an der ersten Sitzung am 21. August in der Messehalle in unserer Stadt teil. Zudem trete ich mit folgenden alten Arbeits- und Ausbildungskollegen und -kolleginnen in Kontakt, indem ich ihnen aus meinem Dachgeschossbüro eine Mail mit Ostergrüßen schreibe.“
Wenn Sie Ihre Vorsätze möglichst konkret mit Datum, Uhrzeit und Ortsangabe formulieren, dann sehen Sie sich selbst schon beim Agieren. Dann sitzen Sie gedanklich schon in der Messehalle mit den Branchenkolleginnen und -kollegen zusammen, dann schreiben Sie Ihre alten Kontakte an, dann erfasst Sie der Sog des Handelns. Durch konkrete Zielvorstellungen bilden Sie Nervenbahnen im Gehirn aus, die Ihnen das reale Handeln erleichtern. Probieren Sie es aus, indem Sie einen Vorsatz für diese Arbeitswoche einmal konkreter als sonst fassen. Ich wette, dann wird es nicht beim Vorsatz bleiben.
Martin Wehrle ist Karrierecoach und Autor, sein aktuelles Buch: „Den Netten beißen die Hunde – Wie Sie sich Respekt verschaffen, Grenzen setzen und den verdienten Erfolg erlangen“ (Mosaik, 2021).
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.