Wie Städte digitaler und intelligenter werden können
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In sogenannten Smart Cities werden auch Bereiche wie die Luftqualität oder das Verkehrsaufkommen digitalisiert.
© Quelle: Digitalstadt/LaMina
Das Smart Home ist inzwischen Normalität. Weniger bekannt ist, dass auch Quartiere und ganze Städte zunehmend digitalisiert werden. Die Smart City sei aber eher ein schleichender Prozess und keine Revolution, sagt Christian Rauch vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): „Vieles ist bereits in der Umsetzung. Smarte Anwendungen werden eines Tages Teil der kommunalen Daseinsvorsorge sein wie Wasser oder Strom“, prophezeit er.
Was ist eine Smart City und welche Ziele erfüllt sie?
Das BBSR versteht darunter die Aus- und Aufrüstung der Städte und ihrer Infrastrukturen mit digitaler Technologie sowie die Verknüpfung bisher getrennter Infrastrukturen oder ihrer Teilsysteme. Im Kontext der Smart City werden auch das Internet of Things and Services, Roboter, Drohnen und künstliche Intelligenz (KI) genannt.
Im Mittelpunkt sollte aber immer der Mensch stehen, betont Rauch: „Die Smart City nutzt digitale Prozesse, um Mehrwerte zu schaffen.“ Es gehe nicht zuletzt um Ressourceneffizienz, Klimaneutralität, besseres Energiemanagement, Inklusion und saubere Luft. Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) spricht von nachhaltiger Stadtentwicklung. Dazu gehörten zum Beispiel Sharing-Angebote, Telemedizin, Parkplatz-Apps und intelligente Leitsysteme für Rettungsfahrzeuge. „Viele Projekte sind eingebettet in große Strategien und sollen einen Beitrag zur besseren Lebensqualität leisten“, erläutert er.
Welche Infrastruktur ist nötig?
Für Oliver Rottmann vom Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig gehören dazu eine gute Breitband- und öffentliche WLAN-Verfügbarkeit sowie eine ausgebaute IT- und Kommunikationsinfrastruktur. Mittels Sensoren, die über die Stadt verteilt werden, könnten viele Daten gewonnen werden, die für die Stadtentwicklung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger genutzt werden, ergänzt Rauch. Steffen Braun vom Fraunhofer IAO mahnt eine Technologieoffenheit an. So sollten verschiedene, inzwischen etablierte Systeme wie Sensorik oder Lorawan zukunftsfähig aufgestellt werden und sich je nach Stand der Technik weiterentwickeln können.
Wer ist an der Entwicklung beteiligt?
„Smart-City-Ansätze werden in der Regel nicht von einzelnen Unternehmen entwickelt und umgesetzt, sondern nehmen in Netzwerken, an der Schnittstelle von Technologien und Branchen und unter Einbeziehung von Bürgern beziehungsweise Endnutzern, Gestalt an“, erklärt Rottmann. Die öffentliche Hand sei ebenso beteiligt wie Technologieunternehmen, die Wissenschaft, die Baubranche und die Wirtschaft. Für Rauch sind auch die Politik und die kommunalen Verwaltungen zentrale Akteure. Außerdem sollten städtische Unternehmen, Bildungseinrichtungen und medizinische Versorgungseinrichtungen eingebunden werden. Libbe unterstreicht den partizipativen Aspekt: Bürgerinnen und Bürger seien so weit wie möglich zu beteiligen.
Wie wird Datensicherheit gewährleistet und Akzeptanz erzielt?
In der Smart City werden riesige Mengen an Daten erhoben. Manche Menschen haben Sorge, dass diese missbraucht und sie selbst überwacht werden. In der Tat sei es problematisch, wenn soziale Problemlagen erkennbar werden, sagt Libbe. Auch Verbraucherdaten sollten nicht in falsche Hände gelangen. Allerdings bestehe in Deutschland ein guter Datenschutz. Dafür habe der Bund zudem in einer Smart-City-Charta Leitplanken gesetzt. „Die Kommune hat auch kein Interesse daran, sensible Daten offenzulegen“, sagt Libbe.
Rauch mahnt an, dass den Bürgerinnen und Bürgern transparent gemacht werden müsse, wie mit den Daten umgegangen werde und welche Vorteile die Menschen und die Stadtgesellschaft insgesamt erhielten. Braun empfiehlt, gesammelte Daten als gemeinwohlorientierte Ressourcen zu erkennen: „Für die erfolgreiche Digitalisierung städtischer Prozesse kommt es immer darauf an, wer die Verantwortung in den Händen hält und zu welchem Zweck Daten eingesetzt werden“, erklärt er. Nach Ansicht Rottmanns sollten diese deshalb im kommunalen Eigentum bleiben. Er rät Kommunen außerdem dazu, zunächst Anwendungen zu entwickeln, die für die Bewohnerinnen und Bewohner gleich einen erkennbaren praktischen Nutzen haben.