Innenarchitektin Döll im Interview: „Wir sind nah an den Menschen“

Schöner wohnen: Innenarchitekten werden oft gerufen, wenn Räume anders als bisher genutzt werden sollen. Sie erstellen Gestaltungskonzepte, sanieren und modernisieren Wohnungen und Gebäude.

Schöner wohnen: Innenarchitekten werden oft gerufen, wenn Räume anders als bisher genutzt werden sollen. Sie erstellen Gestaltungskonzepte, sanieren und modernisieren Wohnungen und Gebäude.

Die Innenarchitektin Pia Döll rät ihren Kunden, keinen Trends zu folgen, sondern dem eigenen Geschmack zu vertrauen. Dennoch sieht sie eine allgemeine Entwicklung hin zu offenen Wohnraumkonzepten und flexiblen Nutzungen von Räumen.

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Frau Döll, wofür werden Innenarchitekten gebraucht? Sein Zuhause einrichten kann doch eigentlich jeder, oder?

Pia Döll: Von Innenarchitekten besteht leider häufig ein falsches Bild. Das typische Klischee ist eine Frau wie Doris Day, die mit ihrem Cabrio heranrauscht und dann die Wohnung hübsch macht. Das ist aber nicht der Schwerpunkt unseres Berufsstandes. Innenarchitekten bauen um, sanieren und modernisieren.

Wer nimmt – neben gewerblichen Kunden – die Dienste von Innenarchitekten in Anspruch?

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Unser Kundenkreis ist sehr heterogen. Das können Käufer sein, die Immobilien vor allem als Anlageobjekt sehen und sich nicht so viel darum kümmern wollen. Wir beraten auch junge Paare, die ein Haus kaufen, aber keine konkrete Vorstellung haben, wie sie darin leben möchten. Ältere Kunden benötigen Beratung, wenn sie ihr Zuhause altersgerecht gestalten wollen. Oft werden wir gerufen, wenn Räume anders genutzt werden sollen.

Pia Döll ist seit 2019 Präsidentin des Bunds deutscher Innenarchitekten (BDIA). Zuvor engagierte sie sich in dem Verband mehrere Jahre lang als Vizepräsidentin. Sie studierte an der Hochschule Darmstadt und arbeitet seit 2001 als selbstständige Innenarchitektin in Frankfurt am Main.

Pia Döll ist seit 2019 Präsidentin des Bunds deutscher Innenarchitekten (BDIA). Zuvor engagierte sie sich in dem Verband mehrere Jahre lang als Vizepräsidentin. Sie studierte an der Hochschule Darmstadt und arbeitet seit 2001 als selbstständige Innenarchitektin in Frankfurt am Main.

Worin besteht der Mehrwert, wenn ich einen Innenarchitekten hinzuziehe?

Innenarchitekten erkennen schon frühzeitig, wo Probleme bei der späteren Nutzung auftreten können – zum Beispiel wenn die Kinder älter werden. Das eigene Leben ändert sich im Laufe der Zeit und damit auch das Wohnbedürfnis. Wir denken differenziert und ganzheitlich, planen Eventualitäten ein und sind nah an den Menschen. Außerdem legen wir Wert auf Nachhaltigkeit: Innenarchitekten sind Spezialisten fürs Bauen im Bestand. Wir führen Gebäude neuen Nutzungen zu, reparieren lieber statt abzureißen und bewahren damit auch Geschichte.

Wie gehen Sie in der Beratung vor?

Ich suche zunächst das Gespräch in der momentanen Lebenssituation: Wie wohnen die Kunden zurzeit? Welchen Wohnstil bevorzugen sie? Haben Sie Kinder oder Tiere? Was ist ihnen wichtig am Wohnen? Wie kommunizieren und interagieren sie? Räume haben darauf einen großen Einfluss. Selbstverständlich frage ich auch, um was für ein Objekt es sich beim neuen Haus oder der neuen Wohnung handelt. Zunächst geht es darum, herauszufinden, welche Räume wie genutzt werden sollen. Anschließend erfrage ich Informationen für ein Gestaltungskonzept: Welche Farben werden bevorzugt? Welche Stilrichtungen gefallen? Ich präsentiere Vorschläge und Varianten. Bei der Beratung handelt es sich meist um einen Prozess, in dessen Verlauf der Kunde Klarheit darüber gewinnt, was er genau möchte.

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Und in der Umsetzungsphase? Sind Sie auch dann dabei?

Wenn der Kunde es wünscht, natürlich. Genau wie Architekten machen wir Ausschreibungen für die Gewerke, bewerten Angebote, schließen Verträge ab, stellen Bauanträge, führen Bauaufsicht und überprüfen Rechnungen.

Welche innenarchitektonischen Trends bestehen zurzeit?

Die meisten Menschen folgen viel seltener Trends, als uns die Werbung vorgaukeln möchte. Außerdem gibt es verschiedene Typen von Kunden: Die einen mögen Klarheit, andere möglichst viel Dekor. Wieder andere legen Wert auf hochwertige Produkte. Ich rate immer dazu, keinem Trend zu folgen, sondern dem eigenen Herzen. Die Wohnung sollte zum Menschen passen und seine Persönlichkeit unterstützen. Ein aktueller Trend ist aber zum Beispiel, dass keine Badewanne mehr eingebaut wird, sondern eine bodengleiche Dusche.

Gibt es trotzdem so etwas wie einen aktuellen gestalterischen Kanon?

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Heute bestehen andere Wohnraumkonzepte als früher: Offene Küchen und Treppen, flexible Nutzungen, Gäste-WCs sowie Balkon oder Terrasse sind inzwischen Standard. Innen- und Außenbereiche gehen vermehrt ineinander über. Immer mehr Technik hält Einzug, insbesondere die Beleuchtung spielt eine große Rolle.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie aufs Wohnen und auf Ihre Arbeit aus?

Die eigenen vier Wände sind so etwas wie eine dritte Haut – neben der Kleidung und der tatsächlichen Haut. Gerade in Krisenzeiten haben sie eine schützende Funktion und gewinnen an Bedeutung. Viele Menschen sind jetzt mehr zu Hause und arbeiten dort. Das bringt ganz praktische Probleme mit sich: Wo ist Platz für ein Büro? Wo können ungestört Videokonferenzen abgehalten werden? Außerdem haben die Bewohner Zeit, ihr Zuhause umzugestalten. Oft fällt ihnen jetzt auf, was sie ändern möchten. Für Innenarchitekten gibt es gerade viel zu tun.

Haben Sie einen gestalterischen Tipp für Weihnachten, der wenig Aufwand bedeutet?

Ganz wichtig ist Licht. Es sollte möglichst warm sein. Viele kleine Leuchten wirken behaglich – genauso wie Kerzen. Wenn diese aus Bienenwachs sind, verströmen sie einen angenehmen Duft. Der Geruchsinn sollte unbedingt angesprochen werden: Dafür bietet sich zum Beispiel Sandelholz an. Ich persönlich bevorzuge eine sinnliche und reduzierte Advents- und Weihnachtsdeko. Am besten kann sie wiederverwendet werden und ist damit nachhaltig.

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