Experten warnen: Heizen mit Ethanolkaminofen gefährlich – und teuer
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Ethanolkamine sind keine wärmenden Feuerstätten, sondern taugen eher (bedingt) als Dekoration in der Wohnung.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn
Wer keinen Kamin hat, aber die Gemütlichkeit schätzt, die von einer Feuerstelle ausgeht, entscheidet sich heute gern für einen Ethanolkaminofen. Diese funktionieren nach einem einfachen Prinzip – und sind schon für kleines Geld zu haben. Wer damit heizen will, muss vorsichtig sein, warnen Experten. Wir erklären, warum.
Was ist ein Ethanolkaminofen?
„Der sogenannte Ethanolkamin, oder auch Ethanolkaminofen, ist eigentlich kein richtiger Kamin, sondern eine wärmende offene Feuerstelle“, erklärt Martin Steinestel von der Verbraucherzentrale NRW. Im Gegensatz zu einem richtigen Kamin ist der Ethanolkaminofen mit keinem Schornstein verbunden. „Beim Ethanolkamin wird Wärme erzeugt, indem Alkohol verbrannt wird“, sagt Steinestel.
Kann man mit einem Ethanolkaminofen heizen?
Zur Erwärmung von Wohnräumen taugen Ethanolkaminöfen allerdings nicht. „Der Ethanolkamin ist weder eine zusätzliche Wärmequelle noch eine Alternative zur Zentralheizung – dafür reicht die Leistung nicht aus“, erklärt Steinestel. Ethanolkaminöfen strahlten nur wenig Wärme aus und sollten in erster Linie für Gemütlichkeit sorgen – für den dauerhaften Betrieb sind sie laut Steinestel nicht geeignet und auch nicht vorgesehen.
Wie gefährlich ist ein Ethanolofen?
Auch wenn Hersteller und Verkäufer laut Stiftung Warentest gerne damit werben, dass Ethanolkaminöfen keine Gefahr darstellen, ist bei der Nutzung einiges zu beachten. Denn: „Die Verbrennungsrückstände des Ethanolkamins werden in den Wohnraum entlassen“, erklärt Steinestel. Dabei handele es sich um Wasserdampf, Kohlendioxid und in geringen Spuren auch Kohlenmonoxid. Laut Stiftung Warentest können die krebserregenden Stoffe Formaldehyd und Benzol ebenso wie Feinstaub von den Öfen abgegeben werden.
„Durch die entstehenden Gase kann durchaus Vergiftungsgefahr bestehen“, sagt Schornsteinfegermeister Andreas Walburg, der zugleich Sprecher des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks ist. Walburg rät bei der Nutzung der Ethanolkaminöfen unbedingt zur Installation von Kohlenmonoxidmeldern. Steinestel erklärt außerdem, dass durch die Nutzung von Ethanolkaminöfen ein hoher Lüftungsbedarf entstünde – und „durch den Luftaustausch geht dann wieder Wärme verloren“.
Vergiftungs- und Explosionsgefahr
Auch die Stiftung Warentest hat sich Ethanolkaminöfen einmal genauer angeschaut und rät dazu, diese nur in „gut belüfteten Räumen und nicht zum Heizen“ zu nutzen. Der Hintergrund: Das französische Verbrauchermagazin „60 Millions de consommateurs“ hat die Modelle Wikao Zenith Smart und Oneconcept Phantasma Tower getestet. Die Ergebnisse waren wegen der entstehenden Schadstoffbelastung laut der Stiftung Warentest „katastrophal“.
Aber nicht nur die Abgase können zu einem Problem werden. Steinestel warnt, dass mit einem Ethanolkaminofen immerhin ein offenes Feuer im Wohnzimmer steht – welches immer eine Gefahr bedeute. Walburg stimmt zu: „Ethanolkaminöfen haben wirklich ein hohes Gefahrenpotenzial“. Es könne sogar zu Explosionen kommen, wenn Ethanol nicht richtig verwendet wird. „Wer sich nicht sicher ist, sollte einen Schornsteinfeger zu Rate ziehen – der kann beraten und erklären“, betont Walburg.
Was ist beim Ethanolkaminofen zu beachten?
Ethanolkaminöfen sind zwar auf Leistung und Nutzungsdauer begrenzt – können aber laut Stiftung Warentest ungeprüft auf den Markt gebracht werden. „Beim Kauf sollte man vor allem auf Din-Normen und TÜV-Zertifikate achten – und sich von dem Gedanken verabschieden, dass man mit einem Ethanolkamin im Winter durchgängig einen Raum beheizen will“, schränkt Steinestel ein. Der Stiftung Warentest zufolge sollte auf die Din EN 16647:2016 geachtet werden.
Auch Walburg mahnt, sich vor der Nutzung eines Ethanolkaminofens genau zu informieren und auf die Herstellerangaben zu achten. Wenn nicht ganz klar sei, dass der Ofen für den Innenbereich ausgelegt ist, sollte dieser Walburg zufolge auch auf keinen Fall im Haus verwendet werden: „Nicht jede Feuerstätte ist für geschlossene Räume geeignet.“
Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt zudem, gänzlich auf Ethanolkaminöfen zu verzichten, wenn Kinder oder Haustiere im Haushalt leben.
Was kostet Ethanol zum Heizen?
Ethanol oder Bioethanol für den Ethanolkaminofen lässt sich im Internet bestellen oder im Baumarkt kaufen. So kosten fünf Liter Ethanol etwa 15 Euro, die gleiche Menge Bioethanol lässt sich für etwa 20 Euro kaufen. Auch wenn der Ethanolkaminofen nicht für den dauerhaften Gebrauch geeignet ist, hier eine kleine Rechnung.
Der Stiftung Warentest zufolge ist laut der aktuellen Norm für Dekofeuerstellen wie Ethanolkaminöfen ein Brennstoffverbrauch von etwa einem halben Liter in der Stunde vorgesehen. Mit einem Fünf-Liter-Kanister Bioethanol für 20 Euro könnte der Ethanolkaminofen also zehn Stunden brennen – was nicht einmal einem ganzen Tag entspricht.
Das Ergebnis: Das Heizen mit einem Ethanolkamin ist nicht nur gefährlich und sehr begrenzt möglich – sondern auch noch richtig teuer.